TSMC gerät ins Kreuzfeuer zwischen US-Industriepolitik und taiwanischen Sorgen um die eigene Souveränität. In Washington wird derzeit ein umstrittenes Modell diskutiert: Subventionen aus dem CHIPS Act sollen nur gegen Abgabe von Unternehmensanteilen fließen. Laut Handelsminister Howard Lutnick sei dies ein Weg, das Geld der Steuerzahler langfristig ins Staatsbudget zurückzuleiten.
Für TSMC hätte ein solcher Schritt jedoch weitreichende Folgen, die weit über die reine Finanzierung hinausgehen.
Intel, der größte Profiteur des CHIPS Act, verhandelt bereits über die Abgabe von 10% seiner Anteile an die US-Regierung. Auch Samsung, Micron und TSMC stehen im Fokus. Doch gerade für den taiwanischen Branchenführer wäre es besonders heikel: TSMC hat sich bislang stets als neutraler globaler Produzent verstanden, fernab direkter politischer Einflussnahme. Kommentatoren in Taiwan warnen, dass selbst eine symbolische Beteiligung das Bild von TSMC verändern könnte – vom unabhängigen Weltmarktführer hin zu einem de facto US-kontrollierten Unternehmen. In der lokalen Presse ist bereits von „Raub auf offener Straße“ die Rede, manche sprechen sogar von einer stillen Nationalisierung.
Die US-Regierung betont, dass die operative Unabhängigkeit nicht angetastet werde. Kritiker halten dagegen, dass es in der Geopolitik nicht nur auf die Realität, sondern auch auf die Wahrnehmung ankomme. In Taiwan wird die Vorstellung, Anteile an eine fremde Regierung abzutreten, als Gefahr für die Autonomie von TSMC und für den geopolitischen Hebel des Landes gesehen. Washington wiederum betrachtet das Modell als Versicherung dafür, dass Milliarden an Fördergeldern nicht ohne Gegenleistung verpuffen.
Noch ist TSMC nicht verpflichtet, sich auf dieses Modell einzulassen. Angesichts der Milliardeninvestitionen in Arizona halten Beobachter sogar Ausnahmen für möglich. Doch die entscheidende Frage bleibt: Handelt es sich um eine faire Investitionspolitik oder um Machtpolitik im Rahmen des globalen Chip-Kalten Kriegs?