Intel Nova Lake ist noch nicht einmal offiziell vorgestellt, doch in der PC-Szene läuft die Gerüchteküche bereits auf Hochtouren. Besonders ein Punkt sorgt für Diskussionen: Ein riesiger Big Last Level Cache, kurz bLLC, der angeblich nur ausgewählten, freigeschalteten Desktop-CPUs vorbehalten sein soll. 
Auf dem Papier klingt das wie die bisher aggressivste Antwort von Intel auf AMDs 3D V-Cache und die kommenden Ryzen 9000X3D.
Bevor wir tiefer einsteigen, der obligatorische Realitätscheck: Es handelt sich um Leaks, nicht um ein Datenblatt von Intel. Trotzdem wirkt das Gesamtbild erstaunlich stimmig. Die Infos passen zu Intels Roadmap, stammen von Leakerinnen und Leakern mit ordentlichem Track Record und fügen sich sauber in den aktuellen Konkurrenzdruck im Gaming-Segment ein. Auf einer Skala von reiner Spekulation bis quasi bestätigt liegt das Ganze klar in der Kategorie plausibel.
Warum alle plötzlich über bLLC sprechen
Der Name verrät es schon: Big Last Level Cache ist ein besonders großer, zusätzlicher Cache auf der letzten Stufe. Er soll nicht einfach nur ein paar Megabyte L3 draufpacken, sondern als eigenständiger Block neben den klassischen L2- und L3-Caches auf dem Compute-Die sitzen. In den Gerüchten ist von bis zu 144 MB Gesamt-Cache in bestimmten Nova-Lake-Modellen die Rede, und im absoluten Top-SKU sogar von bis zu 180 MB durch zwei bLLC-Tiles.
Für Spiele ist das extrem interessant. Je mehr Daten der Prozessor in seinen Caches halten kann, desto seltener muss er langsamen Hauptspeicher ansprechen. Das reduziert Latenzen, stabilisiert die Frametimes und hilft besonders in Szenen mit viel KI, komplexer Physik oder riesigen Spielwelten. Genau deshalb sind AMDs X3D-Modelle mit 3D V-Cache in so vielen Benchmarks an die Spitze geschossen.
Kein Wunder also, dass in den Foren sofort die üblichen Grabenkämpfe beginnen: Die einen behaupten, Intel kopiere einfach AMDs V-Cache-Idee, die anderen verweisen auf ältere Experimente wie den Core i7-5775C mit 128 MB eDRAM. In Wahrheit haben beide Hersteller seit Jahren mit Speicherhierarchien und großen Caches gespielt. Der Unterschied ist, dass diese Ansätze nun nicht mehr nur in Exoten auftauchen, sondern zur zentralen Waffe im Gaming-Markt werden.
Nur freigeschaltete Nova-Lake-CPUs mit bLLC?
Der spannendste Teil der jüngsten Leaks betrifft die Produktpolitik. Laut dem bekannten Leaker Jaykihn sollen nur freigeschaltete Nova-Lake-SKUs den bLLC erhalten. Gemeint sind also die typischen K-, KS- oder sonstigen OC-freundlichen Modelle mit offenem Multiplikator. Diese Chips würden damit zur klaren Speerspitze der Plattform, perfekt für Overclocker und Enthusiasten, die ohnehin schon bereit sind, für High-End-Hardware tief in die Tasche zu greifen.
Frühere Gerüchte deuteten eher darauf hin, dass vor allem Mittelklasse-CPUs dieses Feature bekommen. Mittlerweile zeichnet sich aber ein anderes Bild ab: Besonders im Fokus steht eine Konfiguration mit 8 Performance-Kernen, 16 Efficiency-Kernen und zusätzlichen 4 Low-Power-E-Kernen bei rund 125 Watt TDP. Das passt ziemlich gut in ein denkbares Core-Ultra-5-Segment mit 144 MB Gesamt-LLC – also genau in die Region, in der sich viele ambitionierte Gamerinnen und Gamer bewegen.
Core-Ultra-Familie: bis zu 52 Kerne auf dem Desktop
Darüber hinaus tauchen immer wieder mögliche Konfigurationen für Core Ultra 7 und Core Ultra 9 auf. Das in den Leaks gezeichnete Bild sieht in etwa so aus:
- Core Ultra 9: bis zu 16 P-Kerne, 32 E-Kerne und 4 LP-E-Kerne, rund 150 Watt TDP, theoretisch bis zu 180 MB Last-Level-Cache mit doppeltem bLLC.
- Core Ultra 7: etwa 14 P-Kerne, 24 E-Kerne und ebenfalls 4 LP-E-Kerne, leicht unterhalb des absoluten Flaggschiffs positioniert.
- Core Ultra 5: mehrere Varianten mit 8 P-Kernen und 12 bis 16 E-Kernen plus 4 LP-E-Kernen, teils mit, teils ohne bLLC, um gezielt Gaming-SKUs abzugrenzen.
- Core Ultra 3: Einstieg mit 4 P-Kernen, 4 bis 8 E-Kernen und 4 LP-E-Kernen bei rund 65 Watt – hier wird bLLC eher nicht erwartet.
Zählt man alle Kern-Typen zusammen, landet ein voll ausgebauter Nova-Lake-S-Desktop theoretisch bei bis zu 52 Kernen. Für den Massenmarkt klingt das zunächst übertrieben, aber der Trend geht klar in Richtung vieler Threads: parallel zocken, streamen, rendern, Video schneiden und im Hintergrund noch AI-Tools laufen lassen ist keine Seltenheit mehr.
Plattform: DDR5-8000, PCIe 5.0 und neuer Sockel
Leistungsstarke CPUs brauchen auch eine passende Plattform. Für Nova Lake-S ist deshalb nicht nur bLLC im Gespräch, sondern auch ein ordentlicher Sprung bei Speicher und I/O. Laut Leaks soll der Speichercontroller offiziell DDR5 bis 8000 MT/s in 1DPC-1R-Konfiguration unterstützen – ein merkbares Plus gegenüber den für Arrow Lake erwarteten 6400 bis 7200 MT/s.
Auf der PCIe-Seite werden bis zu 36 PCIe-5.0-Lanes direkt von der CPU gehandelt, ergänzt durch bis zu 16 PCIe-4.0-Lanes. Das Ganze soll auf einem neuen Sockel namens LGA 1954 landen, der den bisherigen LGA 1851 ablöst. Für Mainboards bedeutet das: neue High-End-Layouts, noch stärkere Spannungsversorgung, massig Bandbreite für PCIe-5.0-SSDs und High-End-GPUs – und natürlich entsprechend hohe Preise im Enthusiasten-Segment.
AMD, 3D V-Cache und der Blick auf Zen 6
Während Intel an Nova Lake und bLLC feilt, arbeitet AMD an der nächsten Generation von 3D V-Cache. Ryzen 9000X3D steht bereits in den Startlöchern, und am Horizont taucht Zen 6 auf, das laut Gerüchten erneut mehr Cache, höhere Effizienz und bessere Skalierung bringen soll. Wer also heute verkündet, dass es nach Nova Lake für AMD vorbei sei, spielt eher Fanboy-Theater als seriöse Analyse.
Parallel wabern immer wieder Patentstreits durch die Diskussion, etwa rund um Firmen wie Adeia und gestapelte Cache-Technologien. Unterstützerinnen und Unterstützer der einen oder anderen Seite verlinken Patente, verweisen auf angebliche Prior Art und werfen sich gegenseitig vor, nur zu kopieren. Für Endnutzerinnen und Endnutzer bleibt das vorerst Hintergrundrauschen – solange am Ende schnelle und verfügbare CPUs im Regal stehen.
Für wen lohnt sich der große Cache wirklich?
Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten und bLLC tatsächlich exklusiv auf freigeschalteten Nova-Lake-Modellen landen, ist die Zielgruppe klar: Enthusiasten, Overclocker, Content-Creator mit extremen Workloads und Gamer, die jede Millisekunde und jedes zusätzliche FPS ausreizen wollen. Klassische Mainstream-User werden hingegen eher bei Modellen ohne bLLC landen, die mit besserem Preis-Leistungs-Verhältnis, solider Effizienz und immer noch hohem Tempo überzeugen sollen.
Beim Zeitplan gilt derzeit: Arrow Lake-S wird für 2025 erwartet, Nova Lake-S frühestens 2026. Das gibt AMD genug Luft, um mit eigenen Designs nachzuziehen oder vorzugreifen. Sicher ist schon jetzt: Cache ist vom unscheinbaren Zahlenwert in den technischen Daten zum strategischen Schlüsselfaktor geworden. Taktfrequenz und Kernanzahl bleiben wichtig – aber ohne kluge Cache-Architektur ist die Gaming-Krone 2026 kaum zu holen.
Ob am Ende Intel mit bLLC vorne liegt oder AMD mit 3D V-Cache, entscheiden nicht Leaks oder Marketing, sondern unabhängige Tests und reale Anwendungen. Für uns als Community bleibt es spannend: Die nächste PC-Generation wird nicht nur schneller, sondern auch deutlich experimentierfreudiger, wenn es um Speicherhierarchien geht. Und genau dort wird sich zeigen, wer das bessere Gesamtpaket aus Performance, Effizienz und Preis schnürt.