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Explodierende RAM-Preise: Was der KI-Boom für PC-Gamer bedeutet

von ytools
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Jahrelang wurde uns eingeredet, KI werde alles besser machen: smartere Tools, effizientere Arbeit, neue kreative Möglichkeiten. Für PC-Gamer fühlt sich die KI-Revolution im Moment aber vor allem nach einem sehr klassischen Effekt an: Hardware wird schlicht brutal teurer.
Explodierende RAM-Preise: Was der KI-Boom für PC-Gamer bedeutet
Während Hyperscaler ihre Rechenzentren mit KI-Servern vollstopfen, kaufen sie den Markt für Speicher nahezu leer – und genau das sorgt dafür, dass RAM und SSDs im Preis explodieren.

Noch vor wenigen Jahren war Arbeitsspeicher eine eher langweilige Budget-Position. Man hat auf ein Angebot gewartet, 16 oder 32 GB DDR4 oder DDR5 in den Warenkorb gelegt, dazu einen flotten 1-TB-SSD und fertig. Diese Phase ist vorbei. Systemintegratoren wie CyberPowerPC berichten, dass ihre Einkaufspreise für RAM seit Herbst um mehrere Hundert Prozent gestiegen sind, SSDs haben sich zum Teil verdoppelt. Laut ihren Angaben schlagen diese Mehrkosten seit Anfang Dezember voll auf die Endpreise für Gaming-PCs durch.

Auch aus der Spielebranche kommen Warnsignale. Epic-Games-Chef Tim Sweeney betont, dass die aktuellen Preissprünge bei RAM kein kurzes Strohfeuer sind. Speicherfabriken verlagern ihre modernsten DRAM-Linien in Richtung KI-Server, weil Betreiber von Rechenzentren schlicht wesentlich höhere Preise zahlen als Hersteller von Consumer-Hardware. Wenn ein einzelner KI-Server mit High-End-Beschleunigern und massig High-Bandwidth-Memory Millionen-Umsätze generiert, dann rutscht der klassische Gamer mit seinem Selbstbau-Rechner in der Prioritätenliste nach ganz unten.

Marktbeobachter beschreiben die Situation als regelrechten Goldrausch. Analysten von Häusern wie TriOrient verweisen darauf, dass die Bestellung für 2026 bereits heute deutlich über dem Niveau dieses Jahres liegen, insbesondere bei HBM-Stacks für Beschleuniger von Nvidia und Co. Diese High-Bandwidth-Memory braucht modernste Fertigungskapazitäten – Kapazitäten, die dann bei klassischem DDR-Speicher, günstigen DRAM-Chips für Notebooks oder Flash für Konsolen und Unterhaltungselektronik fehlen. Wo das Angebot schrumpft, klettern die Preise, und das spüren zuerst die preisbewussten Segmente wie Gaming-PCs.

Im Alltag der Käufer sieht das dramatisch aus. Manche Händler passen die Preise für RAM inzwischen fast im Tagesrhythmus an, wie an der Börse. Wer vor ein paar Wochen in einem Shop wie Micro Center eine Konfiguration mit einer RTX 5070 Ti, einem 9800X und 32 GB DDR5 für rund 1.800 US-Dollar mitgenommen hat, fühlt sich im Nachhinein wie jemand, der gerade noch den letzten Hubschrauber aus der Stadt erwischt hat. Andere berichten, sie hätten 32 GB DDR5 für 200 Dollar ergattert, nur um eine Woche später exakt denselben Bausatz für über 400 Dollar zu sehen. In dieser Preisregion würden viele den Upgrade einfach canceln.

Damit verschiebt sich die grundlegende Rechnung zwischen PC und Konsole. Lange Zeit war die Argumentation klar: Ja, ein guter Gaming-PC kostet mehr als eine Konsole, liefert dafür aber deutlich mehr Leistung, Flexibilität und Modding-Freiheit. Jetzt, da allein Speicher und Massenspeicher mehrere Hundert Euro Aufschlag bedeuten können, ist ein PC, der eine PS5 Pro oder kommende Konsolengeneration spürbar abhängt, schnell doppelt so teuer wie die Box unterm Fernseher. Kein Wunder, dass viele Enthusiasten, die früher jede neue xx80-Ti-Karte gekauft haben, heute auf Mittelklasse-GPUs setzen und nur noch alle drei bis vier Generationen upgraden.

Interessant ist, wie viele Spieler bewusst auf DDR4 geblieben sind. Ursprünglich wollten viele schon während des Krypto-Hypes 2021 auf DDR5 umsteigen, doch die Kombination aus Mining-Boom, knappen Beständen und hohen Preisen hat den Plan ausgebremst. Im Rückblick war das gar nicht so schlecht: Wer sich aktuelle Benchmarks anschaut, stellt fest, dass der Unterschied zwischen schnellem DDR4 und DDR5-6000 in den meisten Games im Bereich von null bis fünfzehn Prozent liegt – in 4K häufig sogar nahe null, weil dann die Grafikkarte limitiert. In Rendering- und Produktions-Workloads bringt DDR5 zwar Vorteile, aber selten genug Mehrwert, um die derzeitigen Aufschläge zu rechtfertigen. Viele sagen sich daher: Wenn das eigene DDR4-System solide läuft, lohnt es sich eher, auf DDR6 zu warten, statt jetzt in eine überhitzte DDR5-Preishölle zu springen.

Andere gehen noch einen Schritt weiter und bauen sich gezielt ein Sicherheitsnetz. Dazu gehören etwa zusätzliche DDR4-Kits im Schrank oder der Kauf eines halbwegs starken Gaming-Laptops beziehungsweise eines PC-Handhelds mit 32 GB DDR5, solange die Preise noch halbwegs erträglich sind. Solche Geräte dienen dann als Notfall-Setup, falls der Hauptrechner mitten in der Knappheit den Geist aufgibt. Was früher wie übertriebene Vorsicht wirkte – ein zweiter, spielbarer PC auf Reserve – fühlt sich inzwischen wie eine rationale Strategie an.

Viele hoffen, dass Konsolen als stabile Alternative taugen, doch ganz so einfach ist es nicht. Sony, Microsoft, Valve und andere Hersteller arbeiten mit langfristigen Lieferverträgen für RAM und NAND, und wenn diese auslaufen, treffen sie dieselben rauen Marktbedingungen. Genau aus diesem Grund kursieren Spekulationen, dass Microsoft bei künftigen Xbox-Revisionen erneut an der Preisschraube drehen könnte. Gleichzeitig hält sich Valve auffällig bedeckt, wenn es um Preise für kommende Steam-Machine-artige Systeme geht – man legt sich ungern fest, wenn die Kosten für RAM und SSD alle paar Monate neue Sprünge machen.

In den Foren ist der Ton entsprechend frustriert. Viele fühlen sich an die Krypto-Mining-Ära erinnert, in der Grafikkarten massenhaft in Farmen verschwanden und Spieler monatelang vor leeren Regalen standen. Jetzt wirkt es so, als wiederhole sich das Muster – nur dass dieses Mal nicht GPUs, sondern Speicher ins Visier geraten ist. Die Stimmung schwankt zwischen Galgenhumor und blanker Wut: Man zahlt höhere Preise, damit Unternehmen KI-Modelle trainieren, die dann massenhaft generische Inhalte ausspucken oder noch genauere Nutzerprofile bauen. Für viele Gamer klingt das nicht nach Fortschritt, sondern nach einem ziemlich schlechten Deal.

Wer in den nächsten Jahren einen neuen Rechner planen oder aufrüsten will, muss diese Realität einkalkulieren. High-End-PC-Gaming entwickelt sich zunehmend zu einem Luxus-Hobby, zumindest solange die aktuelle KI-Welle auf ihrem Höhepunkt ist und neue Fertigungskapazitäten noch nicht voll greifen. Sinnvoll ist vor allem, Budgets schärfer zu priorisieren: lieber in eine starke GPU investieren, als in überdimensionierte RAM-Mengen, eher kleinere, schnelle SSDs wählen und bestehende Systeme so lange wie möglich am Leben halten. Gute Angebote wird es weiterhin geben, aber die Zeit, in der 32-GB-DDR5-Kits und große SSDs fast zum Taschengeldpreis zu haben waren, ist vorbei. Bis sich Angebot und Nachfrage wieder einpendeln, hat jeder neue KI-Server mit riesigen HBM-Stacks einen stillen Nebeneffekt: Er macht den Traum vom bezahlbaren Traum-PC für viele Spieler ein Stück weiter entfernt.

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