PC-Spieler, die gerade dachten, der GPU-Markt hätte sich halbwegs beruhigt, müssen sich auf die nächste Preisschraube einstellen. AMD hat laut Branchenberichten seine Boardpartner darüber informiert, dass die Preise für Grafikkarten um mindestens 10 Prozent angehoben werden sollen. 
Betroffen ist nicht nur ein einzelnes High-End-Modell, sondern praktisch das gesamte aktuelle Portfolio – inklusive der noch jungen Radeon-RX-9000-Reihe. Für alle, die mit einem Upgrade liebäugeln, heißt das: Neue Lieferungen werden spürbar teurer ausfallen als die Karten, die derzeit noch in den Regalen stehen.
Damit wiederholt sich ein Muster, das PC-Gamer mittlerweile nur zu gut kennen. Zuerst ziehen die Kosten auf Herstellerseite an, dann geben die Boardpartner – Marken wie ASUS, Gigabyte oder PowerColor – die Preiserhöhungen an den Handel weiter. Und am Ende landet ein deutlich höherer Betrag auf dem Kassenbon. Besonders in Ländern mit hoher Mehrwertsteuer, Einfuhrabgaben, schwankendem Wechselkurs und teils saftigen Händleraufschlägen kann ein nominelles Plus von 10 Prozent in der Praxis schnell zu 15 oder 20 Prozent werden.
Auslöser des aktuellen Preisschubs ist weniger eine spontane Laune von AMD als vielmehr die Situation auf dem Markt für Speicherchips. Moderne Grafikkarten sind auf extrem schnelle GDDR-Speicherbausteine angewiesen. NVIDIA setzt bei seinen neuesten Topmodellen bereits auf GDDR7, während AMD und Intel weiterhin vor allem GDDR6 nutzen, der lange Zeit als idealer Kompromiss aus Kosten, Leistung und Verfügbarkeit galt. GDDR6 ermöglichte hohe VRAM-Kapazitäten, ohne die Produktionskosten völlig explodieren zu lassen – ein entscheidender Faktor für bezahlbare Mittel- und Oberklasse-GPUs.
Doch dieses Gleichgewicht ist ins Wanken geraten. Die Nachfrage nach DRAM ist durch den Boom im Bereich künstliche Intelligenz regelrecht explodiert. Hyperscaler, Cloud-Anbieter und KI-Unternehmen reservieren riesige Kontingente an Speicherchips für ihre Rechenzentren, um riesige Modelle zu trainieren und auszuliefern. Diese Großkunden sichern sich langfristige Lieferverträge und belegen einen großen Teil der Produktionskapazitäten. Was danach für klassische Consumer-Produkte wie Gaming-GPUs übrig bleibt, ist deutlich knapper – und damit teurer.
Hinzu kommt, dass viele Speicherhersteller in den vergangenen Jahren ihre Produktion eher vorsichtig gefahren haben. Um zu verhindern, dass die Preise durch Überproduktion abstürzen, wurden Kapazitäten eher reduziert als aggressiv ausgebaut. Als dann die KI-Welle unerwartet stark losrollte, gab es keine großen Reserven, auf die man zurückgreifen konnte. In dieser Situation haben Speicherproduzenten kaum einen Anreiz, die Preise niedrig zu halten. Stattdessen werden die Chips dort platziert, wo die Margen am höchsten sind – und das sind derzeit eindeutig die Server- und KI-Märkte.
Für AMD und seine Radeon RX 9000 Karten auf Basis der RDNA-4-Architektur kommt das zur Unzeit. Viele Modelle dieser Serie waren zum Launch deutlich über dem offiziellen MSRP, also der unverbindlichen Preisempfehlung, gelistet. Mit der Zeit hatte sich der Markt beruhigt, die Straßenpreise näherten sich dem MSRP an, und in Sales-Aktionen gingen einzelne Varianten sogar darunter über den Ladentisch. Für viele Spieler war das endlich der Moment, in dem sich ein Umstieg auf eine moderne Radeon-Grafikkarte wirtschaftlich halbwegs vernünftig anfühlte.
Diese Phase könnte jetzt abrupt enden. Wenn die Speicherkosten steigen und AMD die Einkaufspreise seiner Partner um mindestens 10 Prozent heraufsetzt, wird es schwierig, zukünftige Chargen der Radeon RX 9000 überhaupt noch zum ursprünglichen MSRP anzubieten. Händler, die aktuell noch Lagerbestände zu alten Konditionen haben, können diese zwar weiterhin zu attraktiven Preisen verkaufen, aber sobald diese Bestände abverkauft sind, kommen nur noch teurere Lieferungen nach. Wer hofft, dass die nächste Rabattaktion noch billiger wird als die aktuelle, könnte sich am Ende ärgern.
In der DACH-Region dürfte der Effekt besonders deutlich ausfallen. Hier schlagen nicht nur die erwähnten Steuern und Abgaben zu Buche, sondern auch logistische Kosten und der Wettbewerb im Handel. Mancher Online-Shop nutzt Hersteller- oder Währungsänderungen, um zusätzliche Marge durchzusetzen. Für Endkunden ist oft schwer zu erkennen, welcher Teil des Aufpreises tatsächlich auf AMDs Entscheidung zurückgeht und welcher Anteil schlicht an der Preispolitik vor Ort liegt. Klar ist nur: Der Trend zeigt nach oben, nicht nach unten.
Für ambitionierte PC-Spieler ergibt sich daraus eine unangenehme Entscheidung. Wer jetzt eine Radeon RX 9000 oder eine andere aktuelle AMD-GPU ins Auge gefasst hat, steht vor der Frage: Zuschlagen, solange Restbestände noch einigermaßen bezahlbar sind, oder abwarten und darauf hoffen, dass sich der Markt in einigen Monaten wieder beruhigt? Angesichts der strukturellen Probleme auf dem DRAM-Markt und der ungebremsten KI-Nachfrage gibt es derzeit allerdings wenig Anhaltspunkte dafür, dass wir kurzfristig wieder deutlich fallende GPU-Preise sehen werden.
Im größeren Kontext ist die Entwicklung ein weiteres Beispiel dafür, wie die KI-Revolution die klassische PC-Welt beeinflusst. Die gleiche Infrastruktur, die Chatbots, Bildgeneratoren und Unternehmens-KI antreibt, saugt enorme Mengen Speicher und Rechenleistung aus dem Markt. Solange Speicherhersteller ihre Kapazitäten nicht massiv ausbauen oder die Nachfrage aus dem KI-Sektor deutlich nachlässt, dürfte die Situation angespannt bleiben. AMDs angekündigte Preiserhöhung bei seinen GPUs ist daher weniger ein Ausreißer als vielmehr ein weiterer Hinweis darauf, dass High-End-Gaming-Hardware sich wieder stärker in Richtung Luxusgut bewegt.