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The War Between The Land And The Sea: Das Doctor-Who-Spin-off, das Großbritannien zuerst sehen darf

von ytools
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The War Between The Land And The Sea: Das Doctor-Who-Spin-off, das Großbritannien zuerst sehen darf

Doctor-Who-Spin-off The War Between The Land And The Sea begeistert die BBC – und lässt den Rest der Welt hängen

Doctor Who hat im Laufe der Jahrzehnte fast alles durch: zig Regenerationen, radikale Tonwechsel, Budgetkrisen und Phasen, in denen die Serie halb im Museum, halb in der Primetime stand. Jetzt prallen allerdings keine Daleks oder Cybermen aufeinander, sondern Verträge und Streaming-Strategien. Nach dem Ende des Co-Finanzierungsdeals zwischen BBC und Disney muss sich das Whoniverse mit seinem ersten großen Test der Nach-Disney-Ära beweisen: dem Spin-off The War Between The Land And The Sea. Für Zuschauer im Vereinigten Königreich wirkt alles sauber durchgeplant. Für den Rest der Welt fühlt es sich an, als würde die TARDIS vor der Nase materialisieren – und die Tür bleibt abgeschlossen.

Für das britische Publikum schnürt die BBC ein kompaktes Eventpaket im Dezember. Die ersten beiden Folgen von The War Between The Land And The Sea laufen am Sonntag, dem 7. Dezember, ab 20:30 Uhr auf BBC One und parallel in der Mediathek BBC iPlayer. Danach geht es im Wochenrhythmus weiter, bis das fünfteilige Mini-Format am 28. Dezember im Finale gipfelt. Kurz: ein Weihnachts- und Neujahrs-Serienhäppchen, das sich perfekt für Sofadecken, Rest-Plätzchen und Familienflucht eignet. Für Fans auf der Insel wirkt das wie ein Dankeschön dafür, dass sie Doctor Who auch durch schwächere Phasen treu geblieben sind.

Ganz anders sieht es für internationale Zuschauer aus. Offiziell heißt es von der BBC lediglich, man erwarte, dass die Serie irgendwann im Laufe des Jahres 2026 bei Disney+ auftaucht. Keine genaue Zeitspanne, kein Quartal, nicht einmal ein „Frühjahr“ oder „Herbst“. Das ist ein harter Bruch mit der bisherigen Strategie, in der neue Doctor-Who-Folgen weltweit fast zeitgleich erschienen. Noch vor Kurzem diskutierten Fans in Köln, Sydney und Chicago dieselben Plottwists in der gleichen Nacht auf Twitter. Nun steht fest: Während Großbritannien im Dezember 2025 jede Wendung in The War Between The Land And The Sea sezieren wird, darf ein großer Teil des Fandoms monatelang Spoilern ausweichen – oder sich nach inoffiziellen Wegen umschauen.

Warum Disney die Serie so deutlich nach hinten schiebt, bleibt offiziell ungeklärt. Klar ist nur: Der Konzern steigt aus der Zukunft von Doctor Who aus und will keine weiteren Staffeln mitfinanzieren. Branchenberichte deuten darauf hin, dass die gemeinsamen Staffeln mit Ncuti Gatwa als Doctor die erhofften Abrufzahlen nicht erreicht haben. In diesem Licht wirkt The War Between The Land And The Sea eher wie ein Pflichtprojekt, das noch abgearbeitet werden muss, bevor der Ordner „Doctor Who“ in einer Schublade mit der Aufschrift „erledigt“ landet. Dass Disney weder zur BBC-Ankündigung des Spin-offs noch zum Ende der Partnerschaft ein klares Statement abgegeben hat, verstärkt den Eindruck von Desinteresse.

Unter Fans kocht die Stimmung entsprechend hoch. Ein Teil des Fandoms sieht Doctor Who inzwischen in einer Reihe mit anderen Altgedienten wie Star Trek: große Marken, die zwar weiterlaufen, aber immer stärker wie edel produzierte Zombies wirken – schön anzuschauen, aber ohne echten Puls. Für diese Gruppe ist ein weiterer Spin-off eher Symptom als Lösung: mehr Content, der an alten Glanz anknüpfen will, ohne eine klare kreative Richtung zu haben. Andere, die sich auf eine eigene UNIT-Serie inklusive Rückkehr klassischer Meeresmonster gefreut hatten, fühlen sich nun ausgesperrt, nur weil sie im „falschen“ Land leben.

Dabei ist The War Between The Land And The Sea direkt aus dem ursprünglichen Disney-Paket herausgewachsen. Der Fünfteiler war Teil der Vereinbarung, die auch zwei Gatwa-Staffeln umfasste. Schon während ihrer Ausstrahlung wurde gemunkelt, dass die Zahlen die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Budgetkürzungen, vorsichtige Formulierungen in Interviews und die auffällig zögerliche Entscheidung über eine weitere Staffel ließen die Alarmglocken läuten. Am Ende wurde das Finale so umgebaut, dass es gleichzeitig als Abschied von Gatwa und als Cliffhanger mit Billie Piper funktionieren sollte – ein dramaturgischer Spagat, der eher nach Plan B klang.

Im Herbst zog die BBC schließlich den Stecker: Disney ist raus, Doctor Who liegt finanziell wieder allein in den Händen des britischen Senders. Für Fans gab es immerhin ein Trostpflaster – ein einziger Spezialepisode, die im Dezember 2026 laufen und die aktuellen Story-Fäden zusammenführen soll. Doch jenseits dieses Specials ist: Leere. Keine bestätigte neue Hauptstaffel, keine offiziell angekündigten weiteren Spin-offs. In dieser Schwebe wird The War Between The Land And The Sea plötzlich zur letzten klar datierten Station des Whoniverse – zumindest für absehbare Zeit.

Inhaltlich setzt der Fünfteiler sehr bewusst auf bekannte Bausteine. Im Zentrum steht UNIT, die altgediente Geheimorganisation, die seit Jahrzehnten immer wieder im Doctor-Who-Kanon auftaucht, wenn es um außerirdische Bedrohungen geht. Als Gegenspieler kehren die klassischen Sea Devils zurück – jene amphibischen Wesen aus der Ära der alten Doctors. Showrunner Russell T Davies hat bereits verraten, dass die Serie die Bezeichnung „Sea Devils“ selbst in Frage stellt: Der Name wird als abwertender Menschenbegriff thematisiert, während die Spezies offiziell als homo aqua reklassifiziert wird. Damit verbindet Davies Nostalgie mit einer Diskussion über Sprache, Rassismus und die Macht, andere zu benennen.

Genau hier verläuft eine der großen Bruchlinien im Fandom. Für die einen ist dieser Ansatz typisch für moderne Science-Fiction: Genre als Werkzeug, um über reale Machtstrukturen, Diskriminierung und koloniale Perspektiven zu sprechen. Für die anderen ist es ein weiterer Beleg dafür, dass Doctor Who zu sehr den moralischen Zeigefinger hebt und zu wenig knackige Abenteuer erzählt. Vor allem jene, die die jüngsten Staffeln als predigend und unkonzentriert empfanden, reagieren allergisch, wenn ein klassischer Monstername zum Politikum wird.

Trotz aller Grabenkämpfe bleibt: The War Between The Land And The Sea ist eine seltene, fragile Chance für die Marke. Ohne den Druck, sich vor einem globalen Konzernpartner rechtfertigen zu müssen, kann die BBC zeigen, ob das Whoniverse auf einem kleineren, stärker britisch geprägten Fundament noch funktionieren kann. Wenn der Fünfteiler beim heimischen Publikum zündet, könnte das der Beweis sein, dass Doctor Who nach dem Disney-Bruch zwar angeschlagen, aber nicht tot ist. Falls die Serie aber im Weihnachtstrubel untergeht oder nur Schulterzucken erntet, könnte sie als Moment in Erinnerung bleiben, in dem viele zum ersten Mal klar sahen, wo die Reise die letzten Jahre wirklich hingeführt hat: an einen unsicheren Küstenstreifen, irgendwo zwischen sicherem Land und tiefem Meer.

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