Startseite » Nicht kategorisiert » Elon Musk vs. Apple und OpenAI: Wer kontrolliert die KI auf dem iPhone?

Elon Musk vs. Apple und OpenAI: Wer kontrolliert die KI auf dem iPhone?

von ytools
1 kommentar 0 ansichten

Elon Musk hat sich für seine nächste Schlacht um die Zukunft der Künstlichen Intelligenz ein sehr konkretes Schlachtfeld ausgesucht: dein iPhone. Aus seiner Sicht baut Apple nicht einfach nur einen cleveren Chatbot in iOS ein, sondern verschiebt still und leise das Machtzentrum des Smartphones hin zu einer einzigen KI.
Elon Musk vs. Apple und OpenAI: Wer kontrolliert die KI auf dem iPhone?
Statt eines offenen Wettbewerbs, in dem verschiedene Assistenten um die Gunst der Nutzerinnen und Nutzer kämpfen, sieht Musk, wie Apple und OpenAI ChatGPT zur obersten Instanz im Apple-Universum machen – und das iPhone zur Spielfigur in einem viel größeren, strategischen KI-Spiel wird.

Der Konflikt schwelt schon länger. Seit über einem Jahr wirft Musk OpenAI vor, die ursprüngliche Mission – KI zum Wohle der Menschheit – verraten zu haben und sich in ein gewinnorientiertes, von Großinvestoren getriebenes Unternehmen verwandelt zu haben. Aus bissigen Tweets, Interviews und Seitenhieben ist inzwischen eine Klage geworden. Über X Corp, die Firma hinter der Plattform X (früher Twitter), zieht Musk nun auch Apple in die Auseinandersetzung hinein. Der Vorwurf: Apple und OpenAI arbeiteten faktisch im Tandem daran, sowohl den Smartphone-Markt als auch die neue Welt der generativen Chatbots zu dominieren.

Am Ende der vergangenen Woche hat dieser Rechtsstreit seine erste große Hürde genommen. Ein Bundesrichter in Fort Worth, Texas, Mark Pittman, lehnte den Versuch von Apple und OpenAI ab, die Klage bereits im Frühstadium komplett vom Tisch zu räumen. In einem kurzen, aber bedeutenden Beschluss ließ er das Verfahren weiterlaufen. Für Musk ist das eine frühe prozessuale Teil­-Erfolgsmeldung: Das Gericht signalisiert, dass die Vorwürfe von X Corp zumindest substanziell genug sind, um genauer geprüft zu werden.

Pittman betonte gleichzeitig, dass seine Entscheidung noch nichts über die Wahrheit der Anschuldigungen aussagt. Weder hat er festgestellt, dass Apple und OpenAI tatsächlich illegal kooperiert hätten, noch dass Apple Konkurrenten systematisch aussperrt. Der Richter sagt im Kern: Es gibt genug offene Fragen, um sich die Sache in Ruhe anzuschauen – mit Akten, Zeugenvernehmungen und öffentlichen Anhörungen. Damit wächst die Auseinandersetzung von einem lauten Social-Media-Streit zu einem Verfahren, das tiefe Einblicke in eine der wichtigsten KI-Allianzen der Tech-Branche liefern könnte.

Im Kern geht es um die Art und Weise, wie Apple die Technologie von OpenAI unter dem Label „Apple Intelligence“ in iPhones, iPads und Macs einbettet. Wenn die lokal laufenden Modelle an ihre Grenzen stoßen, können bestimmte Anfragen an ChatGPT weitergereicht werden. So entstehen längere, sehr menschlich klingende Antworten und komplexere Assistenzfunktionen. Aus Sicht von Musks Team ist das aber nicht bloß ein nützliches Zusatzfeature, sondern die Spitze einer strategischen Entscheidung: Einem Assistenten wird eine privilegierte Position tief im System eingeräumt, während alle anderen sich ihren Platz am Rand suchen müssen.

Besonders deutlich werde das im App Store, so die Klageschrift. ChatGPT tauche in kuratierten Listen, Empfehlungen und „Must-Have“-Rubriken auf – den digitalen Schaufenstern, denen viele Nutzer instinktiv vertrauen. Vergleichbare KI-Apps und Chatbots würden dagegen seltener im Rampenlicht stehen und hätten es schwerer, Sichtbarkeit zu gewinnen. Auf einem kleinen Smartphone-Display ist das ein entscheidender Vorteil: Was ganz oben steht, wird heruntergeladen; was im Suchdschungel verschwindet, bleibt für die Mehrheit unsichtbar.

Apple kontert mit einer klaren Linie: Die Kooperation mit OpenAI sei nicht exklusiv, es gebe keinerlei Verpflichtung, nur mit ChatGPT zu arbeiten. Im Gegenteil, das Unternehmen betont, dass iOS und der App Store voller alternativer KI-Apps seien – vom Business-Tool bis zum experimentellen Bot. Nutzer könnten jederzeit andere Assistenz-Apps installieren, den Browser nutzen oder ChatGPT einfach ignorieren. Und auch X samt dem hauseigenen Grok-Chatbot seien nach wie vor im Store vertreten – mit guten Rankings, so Apple.

OpenAI wiederum sieht in dem Verfahren vor allem eine persönliche Abrechnung. Aus ihrer Perspektive nutzt Musk die Gerichte als weiteres Druckmittel gegen eine Firma, die er einst mit aufgebaut und später lautstark verlassen hat. Während er massiv in eigene KI-Projekte bei X investiert, versuche er zugleich, einen schlagkräftigen Rivalen zu bremsen, argumentiert OpenAI. Die Klage sei mehr Taktik als Sorge um Verbraucherrechte – ein weiterer Zug in einem Machtkampf um Einfluss, Deutungshoheit und Daten.

Doch hinter dem juristischen Schlagabtausch steckt ein größeres Problem: Es gibt schlicht noch kein klares Regelwerk für das, was Apple mit Apple Intelligence macht. Wettbewerbs- und Kartellrecht wurden in einer Zeit entworfen, in der es um Browser-Bundling, Standardsuchmaschinen oder Office-Pakete ging – nicht um Geräte, die im Hintergrund Anfragen an riesige neuronale Netze in der Cloud senden. Diese Modelle arbeiten mit gigantischen Datenmengen, lernen kontinuierlich dazu und sind tief in Betriebssysteme integriert. Genau hier ringen Regulierer weltweit noch darum, wie Risiken und Machtkonzentration überhaupt bewertet werden sollen.

Deshalb beobachten Politik, Branche und Verbraucherschützer diesen Fall so genau. Gelingt es Musk, das Gericht davon zu überzeugen, dass die Kombination aus tiefer Systemintegration, Apple-Branding und prominenter Platzierung von ChatGPT im App Store den Wettbewerb unzulässig verzerrt, könnte das weitreichende Folgen haben. Plattformbetreiber müssten transparenter machen, wie sie KI-Partner auswählen, welche Modelle wann zum Einsatz kommen und wie sehr Nutzer tatsächlich zwischen verschiedenen Assistenten wechseln können.

Das Gegenmodell ist ebenfalls spannend: Sollten Apple und OpenAI am Ende obsiegen, wäre das ein deutliches Signal an die Branche, dass Plattformbetreiber weiterhin gewisse Freiheiten haben, wenn sie einen bevorzugten Launch-Partner wählen, ihn sichtbar hervorheben und tief ins System integrieren. Andere Smartphone-Hersteller, Auto­-Marken, Smart-TV-Anbieter oder Browser-Entwickler könnten dann mutiger ähnliche Allianzen schmieden – mit fest eingebauten Chatbots als Infrastruktur, nicht nur als App-Icon in der letzten Homescreen-Reihe.

Für den Alltag von iPhone-Nutzerinnen und -Nutzern geht es letztlich um eine sehr einfache, aber zentrale Frage: Wer steht zwischen dir und der KI, die deine Eingaben interpretiert? Welcher Assistent liest zuerst deine Sprachbefehle, Nachrichten, Suchen und Notizen – und nach welchen Regeln? Wie leicht oder schwer ist es, auf ein anderes System zu wechseln, wenn du das Gefühl hast, dass deine Daten zu aggressiv ausgewertet werden oder dir die Antworten zu stark gefiltert vorkommen? Musk stellt sich gern als derjenige dar, der dein iPhone davor bewahren will, „bloße KI-Bauernfigur“ zu werden. Die unbequeme Wahrheit ist: Diese Klage entscheidet weniger, ob Konzerne die Figuren bewegen – sondern eher, welcher Konzern das Brett dominieren darf.

Das könnte Ihnen auch gefallen

1 kommentar

404NotFound November 28, 2025 - 7:44 pm

Gerichte brauchen Jahre, KI macht in der Zeit fünf Versionssprünge 🙃

Antworten

Einen Kommentar hinterlassen