
Samsung bringt sein Falt-Flaggschiff in Topform – genau dann, wenn Apple einsteigt
Über Jahre war Samsung der Versuchskaninchen-Konzern der Falt-Smartphones. Während andere Hersteller lieber abwarteten, schickten die Koreaner Generation um Generation von Galaxy-Fold-Modellen ins Rennen – mit knarzenden Scharnieren, empfindlichen Displays, sichtbaren Knicken und allerlei Kinderkrankheiten. 2025 fühlte es sich zum ersten Mal anders an: Der Galaxy Z Fold 7 wirkte nicht mehr wie ein teurer Prototyp, sondern wie ein rundes Produkt. Dünner und leichter, stabilere Scharniere, hellere Bildschirme, bessere Kameras und eine Akkulaufzeit, die nicht mehr permanent nach der nächsten Steckdose schrie. Die Belohnung: Der Z Fold 7 wurde zum am schnellsten verkauften Faltgerät in der Geschichte von Samsung.
Logischerweise steht nun der Galaxy Z Fold 8 in den Startlöchern. Er soll alles, was der Fold 7 richtig macht, noch einmal verfeinern. Doch ausgerechnet in diesem Moment verdichten sich die Hinweise, dass Apple endlich seinen ersten iPhone Fold präsentiert. Und damit verschiebt sich das Kräfteverhältnis. Selbst wenn sich der Z Fold 8 in vielen Punkten als technisch überlegen herausstellt, dürfte der iPhone Fold am Ende derjenige sein, der die Verkaufscharts anführt.
Eigentlich hätte Samsung alle Trümpfe in der Hand. Die Marke hat Erfahrung mit ultradünnem Glas, mit komplexen Scharnieren und mit Software, die zwischen schmalem Außendisplay und Tablet-Modus hin- und herspringt. Gerüchte sprechen beim Z Fold 8 von einem effizienteren Chip, einem noch leichteren Gehäuse, verfeinerter Kamera-Software und einer ausgereiften Multitasking-Oberfläche. Auf der Apple-Seite heißt es, der iPhone Fold könnte einen Akku mit deutlich über 5.000 mAh an Bord haben – für iPhone-Verhältnisse ein kleines Wunder, für Android-Nutzer eher Alltag. Trotzdem wird das Datenblatt nicht der entscheidende Faktor sein.
Warum das stärkste Datenblatt selten der eigentliche Sieger ist
Samsung kennt das aus einem anderen Segment nur zu gut. Der Galaxy S25 Ultra ist ein klassischer „Spec-Monster“-Kandidat: Top-Display, riesiger Sensor, jede Menge Rechenleistung. Trotzdem gibt es eine ganze Reihe chinesischer Konkurrenten mit noch größeren Akkus, noch schnellerem Laden und beeindruckenden Benchmark-Werten. Und doch greifen weltweit viele Käufer eher zum Galaxy, weil sie nicht nur Zahlen, sondern ein Gesamtpaket kaufen: Markenvertrauen, Update-Versprechen, Händlerpräsenz, Kamerasoftware, die im Alltag verlässlich abliefert, und eine Oberfläche, mit der man sich nicht zuerst anfreunden muss.
Im Faltmarkt ist es ähnlich. Der Galaxy Z Fold 7 ist ein hervorragendes Gerät, aber nicht das unumstrittene Nonplusultra. Der Honor Magic V5 kombiniert beispielsweise ein schlankeres Gehäuse mit größerem Akku und vollwertiger High-End-Ausstattung. Huawei wiederum experimentiert gleich in mehrere Richtungen gleichzeitig: Mate X6 im Buch-Format, der dreifach klappbare Mate XT oder der Pura X mit eigenem Faltkonzept. Und obwohl Huaweis eigene Chips im reinen Leistungsrennen nicht ganz an Qualcomms aktuelle Snapdragon-Spitzenmodelle herankommen, dominiert das Unternehmen den chinesischen Faltmarkt mit großem Abstand.
Die Botschaft: Marktanteile ergeben sich nicht aus dem höchsten Takt oder der größten Akkuzahl, sondern aus Ökosystem, Vertrieb, lokaler Präsenz und Story. Genau in diesem Spielfeld ist Apple traditionell extrem stark.
Der Apple-Faktor: Hype, Verknappung und die „goldene Käfig“-Strategie
Apple lebt seit Jahren gut damit, dass die harten Zahlen auf dem Papier oft schlechter aussehen als bei Android-Flaggschiffen. Weniger RAM, kleinere Akkus, teilweise niedrigere Displayauflösungen – und trotzdem dominieren iPhones regelmäßig die Bestsellerlisten. Die Erklärung: Apple hat es geschafft, „weniger Hardware“ als „smartere Optimierung“ zu verkaufen. Besitzer zeigen nicht auf das Datenblatt, sondern auf die gefühlte Performance, die Kameraergebnisse und den Alltagseindruck.
Dazu kommt die berühmte „goldene Käfig“-Wirkung des Apple-Ökosystems. Wer einmal iPhone, MacBook, Apple Watch, AirPods, iCloud-Speicher, Apple Music und vielleicht noch ein iPad im Einsatz hat, wechselt nicht einfach so die Plattform. Ein Systemwechsel bedeutet dann nicht nur ein neues Handy, sondern potenziell verlorene Chats, App-Käufe, neu zu organisierende Fotobibliotheken, andere Bedienlogik und das Risiko, in Freundeskreisen aus iMessage-Gruppen herauszufallen. Theoretisch kann jeder wechseln, praktisch fühlen sich viele wie in einem sehr komfortablen, aber doch abgeschlossenen Raum.
Nicht wenige werfen Apple vor, genau das eiskalt auszunutzen: Bestimmte Produktkategorien werden so lange ignoriert, bis die eigene Lösung fertig ist. Vorher gibt es für Apple-Fans schlicht keine Option. Große Displays, Smartwatches, Stifte – alles Dinge, die „niemand braucht“, bis Apple sie anbietet. Bei Faltgeräten läuft die Geschichte ähnlich: Während Samsung & Co. öffentlich ihre Risiken ausspielen, können iPhone-Nutzer nur zuschauen. Wenn der iPhone Fold erscheint, ist er für diese Zielgruppe nicht einfach ein weiteres Modell, sondern die erste Chance, in die Faltwelt einzusteigen, ohne das Ökosystem aufzugeben.
Akkulaufzeit als Joker für den iPhone Fold
Vor diesem Hintergrund wird klar, warum ein großer Akku beim iPhone Fold so spannend wäre. Falt-Smartphones kämpfen naturgemäß mit dem Energiehunger ihrer riesigen, hellen Displays. Dazu kommen starke Chips, aufwendiger Multitasking-Betrieb und oft ein Nutzungsverhalten, das eher dem eines kleinen Tablets entspricht. Viele Besitzer früher Fold-Generationen berichten das gleiche Szenario: Wer den Innenscreen exzessiv nutzt, hängt am späten Nachmittag schnell bei 20 Prozent oder darunter.
Wenn es Apple gelingt, einen Akku deutlich jenseits der bisherigen iPhone-Grenzen mit der bekannten Effizienz von iOS zu kombinieren, entsteht genau das Produkt, auf das viele warten: ein Falt-iPhone, das bei realistischer Nutzung wirklich sicher durch den Tag kommt – unabhängig davon, ob man primär das Außendisplay nutzt oder ständig aufklappt. Dafür braucht es nicht einmal die absolut höchste mAh-Zahl im Datenblatt, sondern vor allem das Gefühl, sich auf die Laufzeit verlassen zu können. Marketingtechnisch ist das ein Traum: „Unser erster Fold hält genauso lange durch wie Ihr bisheriges iPhone – trotz Riesendisplay.“ Im Schatten einer solchen Botschaft sieht der Galaxy Z Fold 8 für Normalnutzer schnell nur noch wie eine alternative Option aus, nicht wie der Standard.
Wo der Galaxy Z Fold 8 trotzdem glänzen kann
Damit ist Samsung nicht automatisch zum Statisten verurteilt. Es gibt eine klar definierte Zielgruppe, die genau das schätzt, was Apple traditionell einschränkt: ein offeneres System, mehr Kontrolle über Dateien, aggressives Multitasking mit frei anordenbaren Fenstern, unkomplizierte Verbindung zu Monitoren und Peripherie. Der DeX-Modus, mit dem sich ein Fold in eine Art Mini-Desktop verwandelt, ist bislang etwas, das Apple in dieser Form nicht bietet und vermutlich auch nicht in der ersten Generation nachbilden wird.
Hinzu kommt Samsungs Geschwindigkeit bei Iterationen. Wenn in einer Generation etwas nicht ideal gelöst ist, steht die nächste meist schon vor der Tür – oft mit sichtbaren Verbesserungen. Apple geht konservativer vor, optimiert lieber in kleineren Schritten und vermeidet radikale Brüche. Langfristig kann das dazu führen, dass Galaxy-Fold-Geräte weiterhin das Spielfeld für die spannendsten Ideen bleiben, während der iPhone Fold eher der sichere, aber bravere Einstieg in die Falt-Welt ist.
Trotzdem darf man sich nichts vormachen: Für die Mehrheit der Menschen, die seit Jahren tief im Apple-Universum stecken, wird die Entscheidungsfrage nicht „Galaxy Z Fold 8 oder iPhone Fold?“ heißen. Sondern: „Normales iPhone behalten oder auf iPhone Fold upgraden?“ Der Samsung-Fold taucht in dieser Gleichung gar nicht auf. Und gegen einen unsichtbaren Konkurrenten lässt sich bekanntlich nur schwer gewinnen.
Das wahrscheinlichste Szenario der ersten großen Falt-Schlacht
Wenn Apple bei seinem ersten Fold keine spektakulären Fehler macht – also weder mit massiven Haltbarkeitsproblemen, noch mit komplett überzogener Preisgestaltung oder sichtbar unfertiger Software auffällt –, spricht vieles dafür, dass der iPhone Fold ab Tag eins die Diskussionen rund um Falt-Smartphones dominieren wird. Der Galaxy Z Fold 8 kann in Tests womöglich mehr Häkchen in der „Profi“-Spalte sammeln, aber der Takt der Branche wird vom iPhone vorgegeben werden.
Unterm Strich läuft es wahrscheinlich darauf hinaus, dass Samsung weiterhin als Innovator wahrgenommen wird, der neue Formen und Konzepte ausprobiert, während Apple mit einem einzigen, sehr kontrolliert positionierten Produkt den Löwenanteil der Aufmerksamkeit und Umsätze einsackt. Ironischerweise dürfte der Galaxy Z Fold 8 das bislang beste Faltgerät sein, das Samsung je gebaut hat – das Ergebnis vieler Jahre Feintuning. Trotzdem ist die Gefahr groß, dass er in Erinnerung bleibt als „der andere Fold“, der zufällig im selben Zeitraum wie der erste iPhone Fold auf den Markt kam und ihm die Bühne überlassen musste.