Huawei meldet sich mit einem neuen Flaggschiff-Paket zurück: der Mate-80-Familie. An der Spitze steht der Mate 80 Pro Max, und der sorgt sofort für Schlagzeilen, weil Huawei ihm eine Spitzenhelligkeit von 8000 Nits zuschreibt. 
Auf dem Papier klingt das nach einer Taschenlampe im Smartphone-Format, die selbst in der prallen Mittagssonne noch blendet. Doch wie so oft bei spektakulären Zahlen steckt ein technischer Haken dahinter, den man kennen sollte, bevor man von einem neuen Helligkeitsrekord spricht.
Was hinter den 8000 Nits wirklich steckt
Huawei weist selbst darauf hin, dass die 8000 Nits bei 1 Prozent APL gemessen werden. APL steht für Average Picture Level und beschreibt, wie hell die gesamte Anzeige im Mittel ist. Ein komplett weißer Bildschirm entspricht 100 Prozent APL, eine kleine helle Fläche auf ansonsten schwarzem Hintergrund hingegen einem sehr niedrigen APL.
Mit anderen Worten: Die 8000 Nits gelten nur für ein winziges Fenster auf dem Panel, während der Rest des Displays deutlich dunkler bleibt. Für HDR-Inhalte ist das durchaus relevant, denn damit lassen sich sehr intensive Spitzlichter darstellen, etwa Sonnenreflexe auf Glas, funkelnde Lichter in einer Stadt bei Nacht oder Explosionen in Action-Szenen. Für den Alltag auf der Straße ist aber entscheidend, wie hell das Display wird, wenn nicht nur ein kleiner Fleck, sondern ein großer Teil der Fläche leuchtet.
Genau dafür betrachten Testlabore üblicherweise Helligkeitswerte bei 10 oder 20 Prozent APL. In diesem Bereich führen derzeit Geräte wie das Oppo Find X9 Pro oder das OnePlus 15 die Ranglisten an. Ob der Mate 80 Pro Max dort mithalten oder sie sogar übertreffen kann, müssen unabhängige Messungen zeigen. Klar ist: Der Einsatz eines Dual-Layer-OLED-Panels deutet darauf hin, dass Huawei hier ein sehr helles, kontraststarkes Display anbietet, auch wenn der 8000-Nits-Wert am Ende eher eine Marketing-Zahl bleibt als eine Helligkeit, die man im Vollbild ständig sieht.
Flache Displays für die komplette Mate-80-Serie
Abseits der Rekordzahl beim Pro Max verfolgt Huawei mit der neuen Serie eine konsequente Designlinie. Alle Mate-80-Modelle setzen auf flache Displays, die stark gebogenen Ränder vergangener Jahre sind Geschichte. Für viele Nutzer ist das eine gute Nachricht: Flache Bildschirme sind angenehmer zu bedienen, verursachen weniger Fehleingaben an der Kante und lassen sich einfacher mit Schutzglas oder Filterfolie kombinieren.
Der Mate 80 und der Mate 80 Pro kommen mit 6,75 Zoll großen LTPO-OLED-Panels, die eine variable Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hertz unterstützen. Die Auflösung liegt bei 1280 mal 2832 Pixeln, was für eine hohe Schärfe sorgt, ohne die Grafikeinheit unnötig zu überfordern. Dank LTPO kann das System die Bildrate bei statischen Inhalten auf 1 Hertz senken, um Energie zu sparen, und bei Animationen oder Spielen auf 120 Hertz hochdrehen.
Die beiden Topvarianten Mate 80 Pro Max und Mate 80 RS legen die Messlatte leicht höher. Sie verfügen über 6,9-Zoll-Displays mit 1320 mal 2484 Pixeln. Der Mate 80 RS unterstützt zudem den extrem großen BT.2020-Farbraum, der vor allem für hochwertiges HDR-Material interessant ist. Die übrigen Modelle decken DCI-P3 ab, was immer noch mehr als genug für satten, kräftigen Farbraum im Alltag ist. Den Schutz übernimmt überall Kunlun-Glas der zweiten Generation, Huaweis gehärtetes Deckglas, das bei Stürzen und Kratzern für mehr Sicherheit sorgen soll.
Kirin-Chips mit vielen Versprechen und wenig Details
Im Inneren setzt Huawei wie gewohnt auf eigene Kirin-Prozessoren. Der Mate 80 ist mit dem Kirin 9020 ausgestattet, während der Mate 80 Pro, der Mate 80 Pro Max und der Mate 80 RS auf den neueren Kirin 9030 wechseln. Zusätzlich gibt es eine Kirin-9030-Pro-Variante, die laut Huawei etwa 5 Prozent mehr Leistung liefern soll.
Auf der Bühne wirft der Hersteller mit großen Prozentzahlen um sich. Der Kirin 9030 soll rund 35 Prozent schneller sein als der Kirin 9020, und dieser wiederum etwa 35 Prozent über dem letztjährigen Kirin 9010 liegen. Konkrete technische Angaben zu Architektur, Grafiklösung oder Fertigungsprozess bleiben allerdings dünn. Sicher ist nur, dass Huawei bei den Speicheroptionen nicht geizt: Die Modelle mit Kirin 9030 Pro bieten bis zu 16 Gigabyte RAM, und das Mate 80 RS Ultimate Design geht sogar bis 20 Gigabyte. Beim internen Speicher reicht die Spanne von 256 Gigabyte bis zu satten 1 Terabyte, womit selbst große Spielebibliotheken, 4K-Videos und unzählige Fotos Platz finden.
Akkus, Schnellladen und der Outdoor-Exploration-Modus
Wer nur auf nackte Zahlen schaut, mag sich wundern, dass Huawei bei der Akkukapazität nicht gleich mit 7000-mAh-Boliden auftrumpft, wie einige chinesische Konkurrenten es derzeit tun. Die größeren Mate-80-Modelle kommen auf 6000 mAh, die kleineren liegen darunter. Statt sich auf möglichst hohe Werte in der Spezifikation zu konzentrieren, setzt Huawei auf Effizienz und clevere Energiesparfunktionen.
Ein Beispiel dafür ist der neue Outdoor-Exploration-Modus. In diesem stark reduzierten Profil schränkt das System Apps im Hintergrund massiv ein, reduziert die Displayhelligkeit, deaktiviert Komfortfunktionen und verwandelt das Smartphone quasi in ein Notfallgerät. Im Gegenzug verspricht Huawei eine Laufzeit von bis zu 14 Tagen, wenn man das Gerät nur sehr sparsam nutzt. Für Wanderungen, Camping oder längere Touren ohne Steckdose kann das im Ernstfall deutlich wichtiger sein als ein paar Prozent mehr Akkukapazität auf dem Datenblatt.
Im Alltag stehen dagegen schnelle Ladezeiten im Fokus. Die größeren Mate-80-Modelle unterstützen bis zu 100 Watt kabelgebundenes Laden und bis zu 80 Watt kabelloses Laden. Die kleineren Geräte bringen es auf 66 Watt per Kabel und 50 Watt drahtlos. Damit lässt sich der Akku in kurzer Zeit wieder auffüllen, selbst wenn man morgens mit einstelligen Prozentwerten startet. Im Premiumsegment spielt die Mate-80-Serie beim Thema Schnellladen damit klar in der oberen Liga mit.
Design mit Wiedererkennungswert: das Kreis-Motiv und die versteckte Acht
Optisch setzt Huawei auf eine klare Formensprache. Auf der Rückseite thront ein großer Kreis, der sowohl den Kamerabereich als auch die Zone der kabellosen Ladespulen betont. Zusammen mit dem runden Kameramodul ergibt sich eine Silhouette, die aus einiger Entfernung an die Zahl acht erinnert. Das passt nicht nur zum Namen Mate 80, sondern sorgt auch dafür, dass man die Geräte schon auf den ersten Blick als Huawei-Smartphones erkennt.
Materialwahl und Verarbeitung orientieren sich am Luxussegment: Glas, Metall, saubere Übergänge und auffällige, aber nicht schrille Farbvarianten. Die Mate-80-Modelle sehen damit eindeutig nach Flaggschiff aus und wirken wie Geräte, die man gerne ohne Hülle zeigt.
Kamerasetup und Biometrie: variabler Blendenwert und Makro-Tele
Beim Kamerasystem verfolgt Huawei eine einheitliche Basis. Alle Modelle erhalten eine 50-Megapixel-Hauptkamera mit variabler Blende von f/1.4 bis f/4.0. Offenblendig kann mehr Licht auf den Sensor fallen, was vor allem bei Nachtaufnahmen und in Innenräumen hilft. Gleichzeitig lässt sich der Hintergrund bei Portraits stärker freistellen. Wird die Blende geschlossen, steigt die Schärfentiefe, was sich bei Landschaftsaufnahmen oder Gruppenfotos bezahlt macht.
Als Ergänzung verbaut Huawei eine 40-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera mit f/2.2-Objektiv, ideal für Architektur, enge Räume oder dramatische Landschaften. Die Teleobjektive unterscheiden sich je nach Modell, doch insbesondere die größeren Varianten wie Mate 80 Pro Max und Mate 80 RS bekommen zusätzlich ein Makro-Telemodul spendiert. Damit lassen sich kleine Motive wie Blüten, Strukturen oder technische Details aus nächster Nähe aufnehmen, ohne dass Bildqualität oder Kontrast in die Knie gehen.
Auf der Vorderseite setzt Huawei auf eine 13-Megapixel-Selfiekamera, kombiniert mit einem 3D-ToF-Sensor. Diese Kombination ermöglicht ein sichereres und genaueres Gesichtserkennen, kann aber auch für bessere Tiefeninformationen bei Portraits genutzt werden. Ergänzt wird das Ganze durch einen seitlich angebrachten Fingerabdrucksensor. Nutzer können frei wählen, ob sie lieber mit Gesicht, Finger oder beidem entsperren möchten.
Starkes Hardware-Paket, aber bekannte Grenzen im Alltag
Rein technisch betrachtet liefern der Mate 80, der Mate 80 Pro, der Mate 80 Pro Max und der Mate 80 RS alles, was man von einem modernen Flaggschiff erwartet: extrem hochwertige OLED-Displays, teils mit sehr hoher Spitzenhelligkeit, leistungsstarke Kirin-Chips, schnelle Ladefunktionen, große Akkus und vielseitige Kameras mit variabler Blende. In China, wo Huawei auf eine breite Nutzerbasis und eine gewachsene eigene Dienste-Welt bauen kann, dürften die Geräte entsprechend gut ankommen.
International sieht die Lage jedoch komplizierter aus. Einschränkungen beim Software-Ökosystem und das Fehlen vieler gewohnter Dienste lassen selbst ein spannendes Gerät wie den Mate 80 Pro Max für viele Nutzer riskant wirken. Für Technikfans, die gerne experimentieren und sich bewusst auf alternative App-Stores und Workarounds einlassen, bleibt die Serie hochinteressant. Für die breite Masse zählen am Ende aber vor allem Komfort, vertraute Apps und tiefe Integration in den eigenen digitalen Alltag.
Damit steht der Mate 80 Pro Max mit seinen 8000 Nits sinnbildlich für Huaweis Situation: technisch beeindruckend, mutig bei neuen Display-Konzepten, aber global immer noch von Rahmenbedingungen ausgebremst, die nichts mit Nits, Hertz oder Megapixeln zu tun haben.