Der chinesische GPU-Markt sorgt für Schlagzeilen: Mit der Lisuan G100 kommt erstmals ein 6nm-Chip aus eigener Entwicklung, der nicht nur fürs Gaming spannend ist. Lange Zeit galten chinesische Grafikkarten als chancenlos gegen NVIDIA und AMD – jetzt verspricht Lisuan mit der G100 sogar Unterstützung für FP8-Berechnungen, ein Feature, das in modernen KI-Workloads immer wichtiger wird.
Schon zuvor machte die Karte auf sich aufmerksam, weil ihre Benchmarks nahe an einer RTX 4060 lagen.
Der angebliche FP8-Support heizt die Diskussion zusätzlich an. FP8 steht für 8-Bit Gleitkommazahlen und bringt Vorteile beim Training und bei der Inferenz von komplexen KI-Modellen wie Transformern. Allerdings weisen Beobachter darauf hin, dass Lisuan womöglich eher INT8-Unterstützung meinte – also 8-Bit Ganzzahl-Operationen, die vor allem für energieeffiziente KI-Inferenz genutzt werden. Auch wenn FP8 und INT8 unterschiedliche Ansätze sind, wäre beides ein großer Fortschritt für Chinas Hardware-Szene.
Im OpenCL-Benchmark erreichte die G100 111.290 Punkte und platzierte sich damit zwischen AMDs RX 9060 XT und NVIDIAs RTX 4060 Ti. Kein High-End, aber beachtlich für eine erste ernsthafte Eigenentwicklung. Anders als frühere Versuche (etwa von Moore Threads) setzt Lisuan auf die hauseigene „TrueGPU Tiantu“-Architektur und eine eigenständige Softwarebasis. Damit will man mehr als nur Kopien westlicher Designs liefern.
Experten sehen Potenzial, dass Lisuan – bei Erfolg – auch in den Markt für KI-Beschleuniger einsteigt, wo Formate wie FP8 und INT8 stark gefragt sind. Die Massenproduktion läuft bereits, ein Marktstart könnte noch vor Jahresende erfolgen. Ob FP8 oder INT8 – die Botschaft ist klar: China will nicht länger hinterherlaufen, und die G100 könnte der bisher ernsthafteste Versuch sein, die Abhängigkeit von westlichen GPUs zu brechen.