Mit der Blackwell-Generation und dem neuen 12V-2×6-Stromstandard wollte NVIDIA ein altes Trauma der PC-Community begraben: geschmolzene Stecker an sündhaft teuren High-End-Grafikkarten. Broschüren und Präsentationen versprachen einen überarbeiteten, sichereren Anschluss, der die Probleme der 12VHPWR-Ära hinter sich lassen sollte. Doch ein aktueller Fall rund um eine MSI GeForce RTX 5090 zeigt, dass das Thema alles andere als erledigt ist. 
Bei einem Nutzer ist der mitgelieferte Adapter nicht nur überhitzt, sondern offenbar so stark angeschmort, dass er förmlich mit dem Stromanschluss der GPU verschmolzen ist.
Der Vorfall passierte nicht beim Extrem-Overclocking oder stundenlangen Raytracing-Sessions, sondern während ganz normaler Windows-Nutzung. Plötzlich wurde die Grafikkarte vom System nicht mehr erkannt. Erst nach dem Öffnen des Gehäuses kam die Ursache ans Licht: Am originalen MSI-Adapter der GeForce RTX 5090 waren deutliche Brandspuren zu sehen, der Kunststoff war verfärbt und teilweise verformt. Auch am Power-Connector der Karte selbst fanden sich sichtbare Hitzeschäden. Laut Besitzer lässt sich der Stecker überhaupt nicht mehr lösen – selbst bei kontrolliertem Druck bewegt sich nichts, als hätten sich Adapter und Buchse durch die Hitze miteinander verklebt.
Besonders bitter: Für den betroffenen Nutzer ist es bereits die zweite negative Erfahrung mit der RTX 5090. Das erste Exemplar musste wegen massiver Bildartefakte zurückgeschickt werden. Beim Austauschgerät wollte er auf Nummer sicher gehen: Marken-Netzteil mit ausreichend Reserven, keine dubiosen Billigadapter, ausschließlich das mitgelieferte MSI-Kabel, sauberes Kabelmanagement ohne harte Knicke direkt hinter der Karte. Kurz gesagt: eine Musterkonfiguration, wie man sie in Werbefotos der Hersteller sieht. Trotzdem endete die Geschichte mit einem angeschmorten Adapter, der sich nicht mehr von einer Grafikkarte im Gegenwert eines Mittelklasse-PCs trennen lässt.
Der Fall reißt eine Wunde auf, die seit der RTX-4090-Einführung schwelt. Schon damals geriet der 12VHPWR-Stecker in die Schlagzeilen, weil Bilder von geschmolzenen Anschlüssen und verkohlten Adaptern durchs Netz gingen. Die Antwort der Industrie lautete 12V-2×6: kürzere Signalkontakte, strengere Toleranzen, klarere Einbau-Empfehlungen, insbesondere keine scharfen Biegungen direkt am Stecker. In den Präsentationen wurde der neue Anschluss als besonders robust verkauft. Doch die Realität wirkt widersprüchlich, wenn bei einer aktuellen MSI RTX 5090 der serienmäßige Adapter am werkseitigen 12V-2×6-Port festbrennt.
In den Kommentarspalten prallen wie gewohnt zwei Lager aufeinander. Die eine Seite ist überzeugt, dass praktisch jeder verschmorte Stecker am Ende auf Nutzerfehler zurückzuführen ist: nicht vollständig eingesteckt, das Kabel brutal hinter das Seitenteil gedrückt, Netzteil hart an der Belastungsgrenze betrieben oder mehrere Adapter hintereinandergeklemmt. Auf der anderen Seite stehen jene, die mittlerweile von einem grundsätzlichen Designproblem sprechen. Ihrer Meinung nach ist es schlicht riskant, über 300 Watt durch einen kompakten Mehrfachstecker zu jagen, bei dem kleinste Verunreinigungen, minimale Schiefstellungen oder alternder Kunststoff schon reichen können, um Kontaktwiderstände und damit kritische Hitze zu erzeugen.
Für den Besitzer der MSI RTX 5090 stellt sich vor allem die Frage, wie es weitergeht. Andere Nutzer raten eindringlich davon ab, den Verschluss mit Gewalt zu lösen: Jede Drehbewegung oder Hebelwirkung könnte Pads von der Platine reißen oder Lötstellen beschädigen und die Karte endgültig ruinieren. Der einzig sinnvolle Weg ist, den Schaden penibel zu dokumentieren, den MSI-Support zu kontaktieren und auf eine RMA-Freigabe zu hoffen, damit geschulte Techniker das verschmolzene Kabel unter Laborbedingungen entfernen können. Ob der Hersteller den Vorfall als Garantiefall akzeptiert oder versucht, ihn dem Kunden anzulasten, ist im Moment völlig offen – genau das nährt die Unsicherheit in der Community.
Parallel dazu wächst das Lager der vorsichtigen Enthusiasten, die sagen: besser keine NVIDIA-Karte mit deutlich über 300 Watt Board-Power. Ihr Argument: Der Zugewinn an FPS steht in vielen Szenarien in keinem Verhältnis zu zusätzlichem Lärm, Abwärme, Stromrechnung – und dem Restrisiko, dass im schlimmsten Fall Stecker oder Karte Schaden nehmen. Andere möchten auf die rohe Leistung einer GeForce RTX 5090 nicht verzichten, definieren aber harte Rahmenbedingungen: ein hochwertiges Netzteil mit nativen 12V-2×6-Leitungen statt wackeliger Adapterlösungen, ein deutlicher Puffer oberhalb der empfohlenen Wattzahl und eine Installation, bei der der Stecker mit fast schon chirurgischer Präzision eingesetzt wird.
Für alle, die bereits eine RTX 5090 im System haben oder ernsthaft mit dem Kauf liebäugeln, ergibt sich damit eine Art Checkliste. Möglichst direkt vom Netzteil kommende, kurze Kabel verwenden, auf aufwendige Verlängerungen verzichten und jede unnötige Biegung vermeiden. Sicherstellen, dass der Stecker hör- und spürbar einrastet und keinerlei Metallkontakte mehr sichtbar sind. Den Bereich rund um den Anschluss so freihalten, dass das Kabel in einer sanften Kurve aus der Karte geführt werden kann. Nach den ersten langen Gaming-Sessions lohnt ein kurzer Blick ins Gehäuse – Hand an die Nähe des Steckers legen, auf auffällige Hitze achten und der eigenen Nase vertrauen, wenn ein ungewohnter Elektro- oder Plastikgeruch auftritt.
All das bedeutet nicht, dass jede GeForce RTX 5090 eine tickende Zeitbombe wäre. Statistisch gesehen werden die meisten Karten ihren Dienst völlig unspektakulär verrichten und irgendwann durch die nächste Generation ersetzt. Aber Vertrauen ist in diesem Preisbereich ein entscheidender Faktor. Jedes neue Foto eines verschmorten 12V-2×6-Steckers verbreitet sich rasend schnell in sozialen Netzwerken und auf Hardware-Foren und zementiert den Eindruck, dass beim Zusammenspiel aus immer hungrigeren GPUs und hochverdichteten Steckverbindern noch nicht alle Risiken sauber im Griff sind. Solange NVIDIA, Boardpartner und Netzteilhersteller nicht offenlegen, wie häufig solche Fälle tatsächlich vorkommen, welche Ursachen bestätigt sind und wie großzügig im Garantiefall reagiert wird, hängt über jeder neuen Meldung der Verdacht eines strukturellen Problems.
Am Ende bleibt ein seltsamer Spagat: Auf dem Papier ist die GeForce RTX 5090 die Verkörperung des Gamer-Traums – brutale Performance, Raytracing ohne Rücksicht, 4K und höher mit Reserven. Gleichzeitig kursieren Memes von RTX-Feuerwerken und "Funkenregen aus dem PCIe-Slot", die nicht mehr ganz so lustig sind, wenn man selbst eine vierstellige Summe investiert hat. Die vernünftigste Haltung ist deshalb wohl eine Mischung aus Begeisterung und Skepsis: Wer in diese Leistungsklasse einsteigt, sollte die Hardware wie ein ernstzunehmendes Elektrogerät behandeln, Empfehlungen nicht als Deko, sondern als Pflichtlektüre sehen – und im Zweifelsfall lieber zu einer etwas sparsameren, kühleren Alternative greifen, wenn die Rauchzeichen nicht abreißen.