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Vierte Generation der Omega Seamaster Planet Ocean: kantiger Neustart unter Wasser

von ytools
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Vierte Generation der Omega Seamaster Planet Ocean: kantiger Neustart unter Wasser

Vierte Generation der Omega Seamaster Planet Ocean: radikaler Neustart nach 20 Jahren

Jubiläen werden in der Uhrenbranche gern gefeiert – aber meist mit sehr überschaubarem Mut. Ein neuer Zifferblattton hier, ein Sonderboden dort, limitierte Stückzahl, fertig. Zum 20. Geburtstag der Seamaster Planet Ocean schlägt Omega allerdings einen anderen Weg ein
Vierte Generation der Omega Seamaster Planet Ocean: kantiger Neustart unter Wasser
. Statt den bekannten Entwurf noch einmal zu polieren, hat die Marke die Planet Ocean von Grund auf neu gezeichnet. Herausgekommen ist eine vierte Generation, die deutlich schlanker, kantiger und moderner wirkt – und die Community so stark spaltet wie kaum ein Omega-Release der letzten Jahre.

Um die Sprengkraft dieser Überarbeitung zu verstehen, lohnt ein Blick zurück. Die Planet Ocean kam 2005 als der ernstere, robustere Bruder der Seamaster Diver 300M auf den Markt. Während die Diver 300M dank Filmauftritten zur Popkultur-Ikone wurde, sollte die PO der technische, schwerere Taucher für Enthusiasten sein: höhere Wasserdichtigkeit, massiveres Gehäuse, sehr eigenständige Optik. Die Updates 2011 und 2016 änderten an dieser Grundidee kaum etwas. Werk, Materialien und Details wurden moderat modernisiert, aber die Formsprache blieb klar erkennbar: geschwungene Lyra-Hörner, fließende Gehäuselinien, die markante Heliumventil-Krone bei zehn Uhr – alles Bausteine einer starken Design-DNA.

Genau diese DNA wird mit der vierten Generation bewusst aufgebrochen. Das neue Gehäuse hat mit den organischen Kurven der Vorgänger nur noch wenig zu tun.
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Statt weich gerundeter Flächen dominieren jetzt klare Kanten und präzise Facetten. Viele Sammler fühlten sich beim ersten Blick an aktuelle Sportmodelle von Grand Seiko erinnert: scharf gezogene Flächen, fast architektonische Geometrie, starkes Spiel von Licht und Schatten. Auf Renderings wirkt der neue Planet Ocean fast wie ein Statement: Omega will nicht länger nur „sanft weiterdrehen“, sondern den Look des Modells in eine neue Ära schieben – auch auf die Gefahr hin, Anhänger der alten Formen zu verlieren.

Auf dem Papier liest sich vieles davon erstaunlich vernünftig. Der Durchmesser schrumpft auf 42 mm, die Höhe auf 13,79 mm. Verglichen mit der letzten Generation, die bei 43,5 mm und rund 16,1 mm Höhe lag, ist das ein echter Befreiungsschlag. Die alte PO war eine Uhr, die man eher aushalten als tragen musste – ein wuchtiger Stahlklotz, der nur auf sehr kräftigen Handgelenken wirklich harmonisch wirkte. Die neue Version verkürzt zudem die Hörner-Spannweite, sodass sie kompakter auf dem Arm sitzt. Das ist der Moment, in dem aus einem eindrucksvollen Showpiece ein potenzieller Daily-Wearer werden kann.

Auch die Lünette hat ein Facelift erhalten. Sie liegt flacher auf, die Riffelung ist markanter und lässt sich besser greifen – ein Detail, das im nassen Alltag oder mit Handschuhen tatsächlich etwas ausmacht
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. Die Einlage bleibt aus Keramik und wird in Schwarz, Blau oder dem ikonischen Planet-Ocean-Orange angeboten. Die Minutenskala wurde leicht überarbeitet und löst sich etwas vom Look der Minutenindizes auf dem Zifferblatt. Funktional bleibt die Uhr ein ernstzunehmender Taucher: 600 Meter Wasserdichtigkeit, Saphirglas, verschraubte Krone. Die früher so präsente Heliumventil-Krone ist dagegen verschwunden. Stattdessen gibt es klassische Kronenschützer – logisch, praktischer, aber eben auch ein Abschied von einem sehr „omega-typischen“ Designelement.

Spannend ist, wie behutsam Omega den Zifferblattbereich behandelt hat. Hier wurde deutlich weniger radikal eingegriffen als beim Gehäuse. Der charakteristische Broad-Arrow-Zeigersatz ist geblieben, ebenso die trapezförmigen Stundenindizes. Auf den ersten Blick fühlt man sich sofort an die Planet Ocean erinnert, die man seit Jahren kennt. Zwei Entscheidungen sorgen allerdings für heiße Diskussionen. Die erste: Die Datumsanzeige ist weg. Die PO war immer ein Taucher, der problemlos auch als Alltagsuhr durchgehen sollte – da wirkt der Verzicht auf eine so basale Funktion für manche wie eine unnötige Einschränkung. Im Gegenzug bekommt man ein sehr ruhiges, perfekt symmetrisches Blatt, frei von Ausschnitten und Rahmen. Wer Form über Funktion stellt, ist begeistert; wer sein Datum reflexartig am Handgelenk sucht, eher weniger.

Die zweite Änderung betrifft die arabischen Ziffern bei den Kardinalpunkten. Omega hat deren Typografie überarbeitet, die Ziffern wirken nun offener und moderner und nehmen die kantige Gehäusegestaltung subtil auf. Farblich richten sie sich nach der Version: Orange zum orangen Lünettenmodell, Weiß zur blauen Variante, rhodinierte Ziffern zur schwarzen. Kleine Details, aber genau diese Kleinigkeiten entscheiden darüber, ob ein Redesign harmonisch oder wie ein Flickenteppich wirkt. In Summe präsentiert sich das Zifferblatt als „klassische PO auf Diät“: vertraut, aber entschlackt, mit mehr Luft und weniger optischem Lärm.

Der größte Aufreger versteckt sich allerdings auf der Rückseite. Über Jahre hinweg waren die Böden der Seamaster-Modelle ein Highlight: tief gravierte Seepferdchen, teils offene Saphirböden, die das Werk zeigten – das fühlte sich wertig, greifbar und typisch Omega an. Beim neuen Planet Ocean setzt die Marke auf einen Titanboden mit Naiad-Lock-System und lasergeätzter Dekoration. Technisch ist das clever: Der Boden sitzt immer exakt ausgerichtet, die Konstruktion ist robust, und Titan spart Gewicht. Emotional reagiert die Szene allerdings deutlich kühler.
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Viele empfinden die flache Lasergravur als „billig“ im Vergleich zur früheren Reliefgravur. Aus der liebevollen Mini-Skulptur wurde ein vergleichsweise steriles Motiv – funktional, aber mit weniger Seele. Bei einer Uhr, die sich preislich an der 10.000-Euro-Marke kratzt, ist das für manchen schwer zu schlucken.

Unter der Haube gibt es keinen Überraschungscoup, sondern ein vertrautes Schwergewicht: das Kaliber 8912. Das Werk ist aus anderen Omega-Tauchern bestens bekannt, unter anderem aus der Ultra Deep und der Ploprof. Technisch ist es auf der Höhe der Zeit: Silizium-Spirale, Co-Axial-Hemmung, zwei Federhäuser für rund 60 Stunden Gangreserve und eine Frequenz von 25.200 Halbschwingungen pro Stunde. Die METAS-Zertifizierung als Master Chronometer garantiert eine offizielle Präzision von 0 bis +5 Sekunden täglich und hohe Magnetfeldresistenz. Besonders praktisch im Alltag ist die unabhängig verstellbare Stundenhand: Zeitzonenwechsel lassen sich so im Handumdrehen erledigen, ohne dass die Minute neu justiert werden muss. Kritiker merken allerdings an, dass bei einem derart umfassenden Redesign ein neues Werk symbolisch gut gepasst hätte – statt auf Bewährtes zu setzen.

Ein weiterer großer Block der Diskussion dreht sich um Band und Armband. Der Stahlband wurde schlanker gezeichnet, um die neue Gehäuseform besser aufzunehmen, und das Schließensystem bietet nun eine fein abgestufte Mikroverstellung – ein echtes Plus für den Tragekomfort, gerade bei schweren Sportuhren. Gleichzeitig sorgt ein Detail für Kopfschütteln: die polierten Mittelglieder. An einem 600-Meter-Diver mit Werkzeug-Uhr-Anspruch wirken sie auf viele eher fehl am Platz. Sie ziehen Kratzer magisch an und geben dem Auftritt etwas Glänzendes, das eher an Schmuck als an Arbeitsgerät erinnert.

Die neuen Kautschukbänder in Schwarz oder Orange mit stählernen Endlinks versuchen, eine optische Integration an die Gehäuseflanken zu simulieren, ohne tatsächlich ein voll integriertes System zu sein. Im Ergebnis sieht die Uhr moderner und sportlich-elegant aus – irgendwo zwischen Diver und Luxus-Sportuhr. Doch genau hier leistet sich Omega einen Fauxpas, den viele 2020er-Mikromarken vermeiden: Es gibt kein Schnellwechselsystem. Wer vom Stahlband auf Kautschuk oder ein NATO wechseln möchte, braucht weiterhin Werkzeug, Ruhe und ein bisschen Fingerspitzengefühl. Bei einem komplett überarbeiteten Flaggschiffmodell wirkt das rückständig, zumal die Branche Quick-Release-Lösungen inzwischen quasi zum Standard gemacht hat.

Preislich spielt der neue Planet Ocean wenig überraschend in der Oberliga. Je nach Ausführung bewegen sich die Preise im Bereich von etwa 8.600 bis 9.500 US-Dollar – günstiger auf Kautschuk, teurer auf Stahlband und besonders beim orangen Modell. Auf dem Papier passt das in die Landschaft, in der auch Submariner, Fifty Fathoms und Co. unterwegs sind. In der Praxis wächst jedoch der Teil der Sammler, die über „abnehmende Grenznutzen“ klagen: Ab einer gewissen Schwelle steigen die Preise schneller als das, was man an Mehrwert fühlt. Immer öfter hört man daher Argumente nach dem Motto: lieber einen 10–15 Jahre alten Planet Ocean überholen lassen und den Restbetrag sparen oder in eine charaktervolle Uhr eines unabhängigen Herstellers investieren.

Die Reaktionen der Szene sind entsprechend polarisiert. Ein Lager sieht in der vierten Generation eine Verwässerung der Planet-Ocean-Identität: Die klassischen Omega-Hörner sind weg, der Gehäuseentwurf erinnert zu stark an andere Marken, der neue Boden wirkt wie ein Sparprogramm, und das Stahlband mit polierten Mittelgliedern nimmt der Uhr den Werkzeugcharakter. Manch einer spricht von einer „Ultra Deep light“, der sowohl der technische Extremcharme als auch der Charakter der alten PO fehlen. Für diese Stimmen hat Omega mit dem Redesign zwar vieles „verbessert“, aber das Besondere geopfert.

Auf der anderen Seite stehen jene, die vor allem die praktischen Vorteile sehen: eine deutlich tragbarere Höhe, eine kompaktere Präsenz, eine aufgeräumte, datumslose Front, eine besser greifbare Lünette und endlich vernünftige Kronenschützer. Für sie ist die neue Planet Ocean genau das, was sie immer hätte sein sollen – ein ernstzunehmender Taucher, der trotzdem im Alltag gut funktioniert. Einige, die bisher reflexartig zur Diver 300M oder Seamaster 300 gegriffen hätten, geben offen zu, dass der neue PO durch seine Proportionen und den moderneren Look plötzlich in die engere Auswahl gerutscht ist.

Dazu kommt der strategische Kontext: Omega hat die Vorgängergenerationen bislang nicht komplett aus dem Programm genommen. Im Schaufenster stehen also alte und neue Planet Oceans vorerst nebeneinander, ebenso wie die Ultra Deep mit ihrem eigenen, extremen Profil. Gut möglich, dass die vierte Generation zur Basis für künftige GMT-Varianten, Chronographen oder Vollkeramik-Modelle wird – eventuell auch mit der Rückkehr einer Datumsfunktion in bestimmten Referenzen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wen Omega mit diesem kantigeren, teureren Planet Ocean langfristig ansprechen möchte: junge Sammler, die mit den scharf gezeichneten Gehäusen von AP, Hublot und Grand Seiko sozialisiert wurden, oder langjährige Omega-Fans, die bereit sind, einen Teil der alten Formsprache loszulassen.

Am Ende bleibt festzuhalten: Die Seamaster Planet Ocean der vierten Generation ist kein zurückhaltendes Facelift, das niemanden stört. Sie ist ein bewusst polarisierender Neustart. Wer die Uhr liebt, tut das meist wegen ihrer verbesserten Tragbarkeit und des frischen, etwas aggressiveren Designs. Wer sie ablehnt, vermisst vor allem die organische Eleganz und die liebevollen Details früherer Jahrgänge. Sicher ist nur eines: Omega hat sich entschieden, nicht einfach auf Autopilot zu setzen. Ob dieser Sprung ins tiefere Wasser langfristig als mutige Modernisierung oder als überambitionierter Fehltritt gesehen wird, werden erst reale Handgelenke, Gebrauchtmarktpreise und ein paar Jahre Abstand zeigen.

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