Das OnePlus 15 startet mit einem klaren Auftrag in die neue Flaggschiff-Saison: endlich beweisen, dass seine Kamera auf Augenhöhe mit dem Dauer-Referenzgerät der Android-Welt ist, dem Samsung Galaxy S25 Ultra. Auf dem Datenblatt liefern beide Smartphones beeindruckende Zahlen, doch inzwischen wissen wir: Gute Smartphone-Fotos entstehen nicht nur durch hohe Megapixel-Werte, sondern vor allem durch kluge Bildverarbeitung, stimmige Farben, verlässlichen Autofokus und ein konsistentes Kamera-Erlebnis.
Schon beim ersten Blick auf die Rückseite fällt auf: OnePlus verabschiedet sich vom markanten runden Kameramodul und setzt beim 15er auf eine rechteckige Insel, wie wir sie von vielen anderen Top-Geräten kennen. 
Einige Fans werden das alte Design vermissen, aber im Alltag zählt am Ende nur, was nach dem Druck auf den Auslöser in der Galerie landet. Und genau dort hat sich beim OnePlus 15 viel getan – nicht zuletzt, weil die langjährige Kooperation mit Hasselblad beendet wurde und OnePlus nun seine eigene Bildsignatur schärft.
Hauptkamera: 50 MP gegen 200 MP – mehr als ein Zahlenspiel
Die Hauptkamera des OnePlus 15 setzt auf einen 50-Megapixel-Sensor mit optischer Bildstabilisierung (OIS) und Phasenerkennungs-Autofokus (PDAF). Dahinter sitzt ein 24-mm-Äquivalent mit Lichtstärke f/1.8, der Sensor misst rund 1/1,56 Zoll, die einzelnen Pixel 1,0 Mikrometer. Samsung geht beim Galaxy S25 Ultra in die Vollen: 200 Megapixel mit dem ISOCELL-HP2-Sensor, ebenfalls OIS, dazu Laser- und Phasenerkennungs-Autofokus, ein 24-mm-Objektiv mit f/1.7 und ein etwas größerer 1/1,3-Zoll-Sensor mit 0,6-Mikrometer-Pixeln vor dem Pixel-Binning.
In der Praxis bedeutet das: Der S25 Ultra kann extrem detailreiche 12- oder 50-MP-Fotos aus seinen 200 Megapixeln berechnen, während OnePlus auf eine etwas bodenständigere Auflösung setzt und dafür größere Pixel und ein sehr kontrolliertes Rauschverhalten anbietet. In Tageslicht-Szenen sieht man den Unterschied eher im Feinschliff als im großen Ganzen: Wer stark in das Bild hineinzoomt, erkennt bei Samsung häufig etwas mehr Mikrodetails – etwa Blattstrukturen in der Ferne oder feine Schrift auf Schildern. Das OnePlus 15 wirkt im direkten Vergleich einen Tick glatter, aber auch weniger überspitzt geschärft.
Der Charakter der Bilder unterscheidet sich deutlich: Samsung setzt weiterhin auf diesen typischen, knackscharfen Look mit betonten Konturen, der auf dem Smartphone-Display sehr beeindruckt, während OnePlus eine angenehm sanfte Schärfe bevorzugt, die näher an einer klassischen Kamera wirkt. Gerade bei komplexen Motiven mit vielen Kanten, Gebäuden oder Pflanzen wirkt das OnePlus-Bild oft ruhiger und hochwertig, ohne den Eindruck von Schärfe zu verlieren.
Tageslicht: maximaler Pop versus realistische Darstellung
Bei guter Beleuchtung liefern beide Geräte exzellente Fotos, doch sie bedienen unterschiedliche Geschmäcker. Der Galaxy S25 Ultra bleibt der Meister des sofortigen Wow-Effekts: deutlich angehobene Helligkeit, kräftiger Kontrast, sehr satte Farben. Himmel erscheinen tiefblau, Grünflächen leuchten intensiv, und viele Motive wirken, als hätten sie bereits einen Filter durchlaufen, bevor man sie überhaupt bearbeitet.
Das OnePlus 15 versucht, näher an der Realität zu bleiben. Der Weißabgleich tendiert leicht ins Warme und verleiht Hauttönen einen gesunden Look, ohne ins Orange abzurutschen. Schatten werden nicht so aggressiv aufgehellt, der Kontrast ist moderat. In sehr kontrastreichen Szenen mit starkem Gegenlicht neigt der S25 Ultra dazu, Schatten weit nach oben zu ziehen und jede Ecke mit Informationen zu füllen, was der Szene manchmal einen leicht künstlichen HDR-Touch gibt. OnePlus akzeptiert dagegen, dass es echte Schatten gibt, lässt Highlights etwas heller und bewahrt so eine natürliche Lichtstimmung.
Unterm Strich: Wer seine Fotos am liebsten direkt aus der Kamera in soziale Netzwerke schiebt, wird sich beim Galaxy schnell zu Hause fühlen. Wer ein neutrales, ausgewogenes Ausgangsbild bevorzugt, das man bei Bedarf mit ein paar Handgriffen veredelt, dürfte mit dem OnePlus 15 sehr glücklich werden.
Ultraweitwinkel: ähnliche Technik, andere Bildphilosophie
Beide Smartphones bieten eine 50-MP-Ultraweitwinkelkamera, unterscheiden sich aber in Details. Das OnePlus 15 nutzt eine Optik um 16 mm mit f/2.0, einen Sensor von etwa 1/2,88 Zoll und 0,61-Mikrometer-Pixeln. Der Galaxy S25 Ultra setzt auf einen Samsung-JN3-Sensor mit 0,7-Mikrometer-Pixeln und eine etwas lichtstärkere f/1.9-Optik. In der Praxis sind die Unterschiede bei Tageslicht klein: Beide liefern scharfe, weitwinklige Fotos, der Samsung hält die Ecken minimal klarer, insbesondere bei feinen Strukturen.
Deutlicher ist der Fortschritt bei der Konsistenz innerhalb der OnePlus-Kamera: Farbwiedergabe, Kontrast und Weißabgleich sind zwischen Haupt- und Ultraweitwinkel deutlich besser angeglichen als in früheren Generationen. Beim Wechsel zwischen den Linsen wirkt das Bild wie aus einem Guss, nicht wie aus zwei unterschiedlichen Geräten. Samsung bleibt insgesamt die Referenz für durchgängig abgestimmte Kameras, aber der Abstand ist deutlich geschrumpft.
Zoom: OnePlus als Überraschungskandidat auf mittlere und lange Distanz
Richtig spannend wird es beim Zoom. Samsung setzt beim Galaxy S25 Ultra weiterhin auf seine bewährte Multi-Tele-Strategie, darunter ein 3-fach-Tele mit 10-MP-Sensor (Sony IMX754), OIS und f/2.4 bei rund 67 mm. OnePlus kontert mit einer sehr ambitionierten Lösung: einem 50-MP-Periskop bei 3,5x (etwa 80 mm, f/2.8, Sensorgröße 1/2,76 Zoll) und einem weiteren 50-MP-Periskop bei 5x (circa 111 mm, f/3.4, Sony IMX854 mit 1/2,52 Zoll).
Im Bereich von 3x bis 4x hat der S25 Ultra weiterhin einen leichten Vorsprung in der Konstanz – sein dediziertes 3x-Modul liefert sehr verlässliche Ergebnisse mit stabiler Schärfe und wenig Fehlfokus. Das OnePlus 15 liegt jedoch dicht dahinter und kann dank höherer Auflösung und größerem Sensor immer wieder sogar vorbeiziehen: Backsteinfassaden, Fliesen und feine Strukturen sehen oft plastischer aus und werden nicht so stark weichgezeichnet.
Ab 5x dreht sich das Blatt zugunsten von OnePlus. Der separate 5-fach-Periskop liefert deutlich mehr echte Details, während der Galaxy S25 Ultra zunehmend auf digitale Tricks angewiesen ist. Entfernte Schilder bleiben beim OnePlus lesbar, Fensterrahmen und Fassadenelemente klar erkennbar, während Samsungs Bild im direkten Vergleich schneller in Richtung Aquarell tendiert. Wer gerne Architektur, Bühnen, Sport oder Straßenszenen aus der Distanz fotografiert, findet im OnePlus 15 einen überraschend starken Tele-Spezialisten.
Nacht und Low-Light: heller Show-Effekt oder authentische Stimmung
Wenn das Licht knapp wird, schalten beide Smartphones in ihre Nachtmodus-Magie. Samsung verfolgt beim S25 Ultra eine bekannte Linie: Szene möglichst aufhellen, Rauschen konsequent glätten, und Details dabei so gut wie möglich bewahren. Das Ergebnis sind sehr helle, teils spektakuläre Nachtfotos, die fast wie am frühen Abend wirken. Allerdings geht dabei vereinzelt Textur verloren; Mauern und Asphalt können etwas glatt wirken.
Das OnePlus 15 nimmt bewusst einen anderen Weg. Die Nachtbilder bleiben dunkler, behalten aber mehr Atmosphäre und Struktur. Straßenlampen brennen seltener komplett aus, Reklameschilder behalten ihre Zeichnung, und auch in Schattenbereichen sind oft noch Details zu erkennen. Wer hineinzommt, sieht zwar etwas Helligkeitsrauschen, doch es wirkt mehr wie filmisches Korn als wie störende Sensor-Artefakte.
Besonders deutlich wird das bei Ultraweitwinkel und Tele. Samsungs Nacht-Ultraweitwinkel wirkt sehr hell, aber weich, während OnePlus schärfere Kanten und klarere Linien bietet und dafür ein bisschen Rauschen in Kauf nimmt. Beim langen Zoom setzt sich das OnePlus 15 in vielen Szenarien klar ab: Dort, wo der S25 Ultra Details nur noch andeutet, holt OnePlus noch lesbare Strukturen aus der Dunkelheit.
Selfies und Porträts: wer ist kamera-freundlicher zum Gesicht
Auf der Frontseite tritt das OnePlus 15 mit einer 32-MP-Selfiekamera an, der Galaxy S25 Ultra mit einem 12-MP-Modul inklusive Autofokus und HDR. Beide liefern scharfe Selfies, aber mit unterschiedlicher Philosophie. Samsung wendet eine spürbare Hautglättung an, selbst wenn man die Beauty-Regler herunterdreht – für viele angenehm, für andere zu viel Filter. OnePlus lässt mehr Poren, Haare und feine Details stehen und setzt auf wärmere Töne, die das Gesicht lebendiger wirken lassen.
Beim Porträtmodus überzeugen im Grunde beide. Die Freistellung des Motivs gelingt zumeist sauber, der Hintergrund wird ansprechend unscharf gezeichnet. Samsung neigt etwas stärker zum dramatischen Bokeh mit sehr weich gezeichnetem Hintergrund, während OnePlus häufiger die Belichtung auf dem Gesicht besser trifft, insbesondere bei schwierigem Gegenlicht oder Mischlicht.
Fazit: zwei starke Kameras – die Wahl ist eine Frage des Stils
Am Ende stellt sich die Frage: Wer gewinnt das Duell OnePlus 15 vs Galaxy S25 Ultra? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, und genau das ist die gute Nachricht. Der Galaxy S25 Ultra bleibt die sichere Bank für alle, die den schnellsten Weg vom Auslöser zum fertigen Social-Media-Foto suchen: knallige Farben, hohe Helligkeit, sehr ausgereifte Software und ein Autofokus, der selten danebenliegt.
Das OnePlus 15 ist dagegen vom früheren Außenseiter zum ernsthaften Kamera-Tipp gereift. Es bietet eine natürlichere Farbwiedergabe, ein erstaunlich starkes Tele-Setup und Nachtfotos mit echter Stimmung, die nicht jede Straße in eine taghelle Bühne verwandeln. Wer ein realistisches, fast schon kameratypisches Bild mit etwas kreativer Reserve schätzt, findet hier einen spannenden Gegenentwurf zum Samsung-Stil.
Die Entscheidung zwischen den beiden ist daher weniger eine Frage der objektiven Bildqualität, sondern eine Frage der eigenen Bildsprache: lieber der laute, spektakuläre Look des Galaxy S25 Ultra – oder der etwas zurückhaltendere, cineastische Ansatz des OnePlus 15.