Rockstar sattelt den alten Gaul noch einmal – und diesmal so gründlich wie nie: Das erste Red Dead Redemption samt Kult-Erweiterung Undead Nightmare kommt offiziell auf eine ganze Armada moderner Plattformen. Am 2. 
Dezember reitet John Marston auf PS5, Xbox Series X|S, Nintendo Switch 2, iOS, Android und sogar im Spielebereich von Netflix ein. Damit wird ein Klassiker der PS3/Xbox-360-Ära endgültig zu einem der am weitesten verbreiteten Open-World-Spiele überhaupt.
Auf den Current-Gen-Konsolen geht es nicht nur um einfache Abwärtskompatibilität. Die Versionen für PS5 und Xbox Series X|S sollen mit 60 Bildern pro Sekunde, deutlich geschärfter Grafik, HDR-Unterstützung und Auflösungen bis zu 4K daherkommen – natürlich abhängig von Fernseher und Konsole. Für alle, die Red Dead damals noch mit 30fps und matschigen Texturen auf PS3 oder 360 gespielt haben, klingt das nach genau der Frischzellenkur, die sie sich seit Jahren wünschen.
Auch Nintendos neue Hybrid-Konsole wird ernst genommen. Auf der Nintendo Switch 2 sind HDR, DLSS-Unterstützung für eine sauberere Darstellung bei guter Performance und 60fps angekündigt. Besonders spannend: Es soll sogar eine Option für Maussteuerung geben – ein kurioses, aber interessantes Extra für alle, die Kopfschüsse lieber pixelgenau landen. Die Vorstellung, denselben Western, der früher den halben TV-Schrank mit einer 360-Konsole belegte, heute im Handgepäck zu haben, zeigt ziemlich gut, wie sehr sich das Gaming in 15 Jahren verändert hat.
Ein Detail, das viele Fans positiv überrascht: Wer Red Dead Redemption bereits auf PS4, der ersten Switch oder als digitale Xbox-One-Version besitzt, darf ohne Aufpreis auf die neue Fassung umsteigen. Besitzer von PlayStation- und Switch-Versionen können ihren Spielstand auf die neue Hardware übertragen und nahtlos weiterspielen. Gerade in Anbetracht der Rockstar-Historie rund um teure Neuauflagen wirkt das Wort kostenlos hier fast wie ein kleiner Kulturschock – wenn auch ein angenehmer.
Auf dem Smartphone wird der Ritt durch New Austin ebenfalls ernst gemeint sein. Die iOS- und Android-Umsetzungen bekommen mobilfreundliche Steuerungsoptionen mit angepassten Buttons und Gesten, dazu ist Controller-Support praktisch gesetzt. Parallel taucht das Spiel im Netflix-Abo auf – ohne Zusatzkosten für Abonnenten. Serien pausieren, App nicht schließen, und stattdessen einen der prägendsten Western der Spielegeschichte starten: So konkret hat sich die Idee vom Streaming als zentrale Gaming-Plattform lange nicht angefühlt.
Mit all der Euphorie kommt aber auch die altbekannte Frage hoch: Und was ist mit Red Dead Redemption 2? Seit Erscheinen von PS5 und Series X|S wünschen sich Konsolenspieler eine native Fassung mit 60fps und schärferer Darstellung. Auf dem PC gibt es diese Art von Next-Gen-Erlebnis de facto seit Jahren, während Konsolenbesitzer weiter in 30fps feststecken. Dass Rockstar jetzt erneut den Teil von 2010 in den Vordergrund stellt, während der technisch überlegene Nachfolger unangetastet bleibt, fühlt sich für viele an, als würde man die Vergangenheit in Dauerschleife durchspielen.
Entsprechend gespalten fallen die Reaktionen aus. Manche sagen offen, dass ihnen die bisherige abwärtskompatible Series-X-Version völlig reicht und sie keinen Cent mehr investieren, solange kein echter Remake auf dem Niveau moderner Open Worlds auf dem Tisch liegt. Andere schimpfen zwar über Neuauflagen, aber geben gleichzeitig zu, dass 60fps, HDR, 4K und ein kostenloses Upgrade dann doch sehr verführerisch klingen. Und eine ganze Welle von Spielern hat Red Dead überhaupt erst auf der ersten Switch nachgeholt und ist nun neugierig, wie sich der Titel auf der Switch 2 mit mehr Leistung und besserer Bildqualität anfühlt.
Die Wunschvorstellung vieler bleibt trotzdem ein radikaler Neuaufbau: dieselbe Story, dieselben Figuren, aber in einer Welt mit der Dichte und Detailverliebtheit von Red Dead Redemption 2. Rückblickend wird dem ersten Teil oft vorgeworfen, dass große Teile der Karte im Vergleich recht leer wirken. Wer einmal die prall gefüllten Wälder, Jagdsysteme und dynamischen Begegnungen aus RDR2 erlebt hat, weiß, was hier gemeint ist. Ein Remake im RDR2-Rahmen könnte Fans problemlos bis zu einem fernen, nur halb im Scherz erwähnten Red Dead Redemption 3 im Jahr 3025 beschäftigen.
Ganz losgelöst vom Spiel ist der Zeitpunkt des Relaunches allerdings nicht. Rockstar stand zuletzt stark in der Kritik, nachdem mehr als 30 Mitarbeitende entlassen wurden, denen man vorwarf, interne Informationen geleakt zu haben. Laut dem britischen Gewerkschaftsverband Independent Workers’ Union of Great Britain (IWGB) waren alle Betroffenen organisiert, weshalb der Schritt als Angriff auf gewerkschaftliches Engagement gewertet wird. Es gab Protestaktionen vor den Büros, ein offener Brief machte die Runde, und IWGB hat bereits eine Klage eingereicht. Rockstar selbst hält sich bislang öffentlich zurück. Vor diesem Hintergrund wirkt selbst eine an sich positive Meldung wie die RDR-Neuauflage für viele nicht völlig unbeschwert.
Dazu kommt die riesige Lücke im Release-Kalender: Grand Theft Auto 6 wurde auf den 19. November 2026 verschoben. Bis dahin braucht das Studio Projekte, die Aufmerksamkeit und Diskussionen hochhalten. Ein technisch aufpoliertes Red Dead Redemption inklusive Undead Nightmare erfüllt genau diesen Zweck: Es bedient Nostalgie, erschließt neue Plattformen und erinnert nebenbei daran, warum das Spiel damals in der Game-of-the-Year-Diskussion mit Titeln wie Mass Effect 2 mithalten – und für viele sogar gewinnen – konnte.
Trotzdem bleibt eine gewisse Skepsis. Rockstars jüngere Bilanz bei Neuauflagen und Sammlungen ist durchwachsen, und Fans haben problematische Ports noch gut im Gedächtnis. Viele warten deshalb auf handfeste Details: Wie sauber läuft das Ganze wirklich? Gibt es technische Aussetzer? Kommt der Multiplayer zurück? Und vor allem: Beschränkt sich das Update auf höhere Auflösung und bessere Performance, oder steckt mehr dahinter? Parallel tauchen immer wieder Wünsche nach anderen Rückkehrern aus dem Katalog auf – von Bully über The Warriors bis hin zu Red Dead Revolver und den lange vernachlässigten Handheld-GTAs.
Unterm Strich steht aber fest: Am 2. Dezember wird Red Dead Redemption zu einem der allgegenwärtigsten Spiele seiner Generation. Ob Sie den Abspann damals schon zweimal gesehen haben oder John Marston bisher nur vom Hörensagen kennen – der Weg nach New Austin führt künftig über fast jedes Gerät im Haushalt. Und während Sie bei 60fps durch die staubige Prärie galoppieren, wird sich im Hinterkopf vermutlich derselbe Gedanke melden, den viele Fans teilen: Wann bekommt Red Dead Redemption 2 endlich das gleiche Maß an Liebe?