Valve wagt erneut den Schritt ins Wohnzimmer – und diesmal soll sich die Steam Machine nicht wie ein verrücktes PC-Experiment, sondern wie eine ganz normale Konsole anfühlen, die man sich ohne Bauchschmerzen leisten kann. Nach der Ankündigung des Hardware-Trios aus Steam Machine, Steam Frame und Steam Controller stand sofort eine Frage im Raum: Wie teuer wird das Ganze? Nun gibt Valve erste Einblicke und verspricht einen Preis, der nicht nur mit selbstgebauten Gaming-PCs, sondern auch mit Xbox Series S und PlayStation 5 mithalten soll.
Hardware-Ingenieur Yazan Aldehayyat betont, dass der Preis nicht am Ende auf den Karton geklebt wurde, sondern von Anfang an eine Leitlinie für das gesamte Projekt war. Jede Komponente, jede Zusatzfunktion musste durch den gleichen Filter: Bleibt das Gerät damit noch erschwinglich und verständlich für Menschen, die keinen Gaming-PC für mehrere Tausend Euro besitzen wollen? Statt eine Hochglanz-Maschine nur für Benchmark-Jäger zu entwerfen, hat Valve die eigenen Steam-Hardware-Daten ausgewertet – also geschaut, mit welchen Grafikkarten und CPUs die meisten Nutzer tatsächlich spielen und welches Leistungsniveau sie in der Praxis erwarten.
Aus dieser Analyse ergab sich ein klares Zielbild: 4K-Ausgabe mit 60 Hz für alle Steam-Spiele, erreicht über Upscaling. 
Das bedeutet, dass Spiele intern meist in 1440p gerendert und anschließend auf 4K hochskaliert werden, wie es auch bei vielen Konsolen-Titeln üblich ist. Erste Tests scheinen dieses Leistungsversprechen zu stützen. In einer Demo lief Cyberpunk 2077 mit 1440p bei 60 Bildern pro Sekunde, das Bild wurde anschließend auf 4K skaliert und sah auf dem Fernseher solide aus. Sobald jedoch Raytracing für Reflexionen und Sonnen-Schatten aktiviert wurde, fiel die Bildrate in Richtung 30 FPS – ein deutliches Zeichen dafür, dass Raytracing auch 2025 noch ein Luxus-Feature ist, das enorm Leistung frisst.
Leistungstechnisch ordnen Analysten die Steam Machine irgendwo zwischen Xbox Series S und der regulären PlayStation 5 ein, mit Tendenz zur PS5, sofern auf Raytracing verzichtet wird. Genau dieses Segment im Mittelfeld wirkt strategisch interessant: stark genug für aktuelle AAA-Titel, aber weit entfernt von den Stromfressern im High-End-PC-Bereich. Wer einfach nur nach Feierabend auf dem Sofa Cyberpunk, Elden Ring oder den nächsten großen Multiplayer-Hit spielen will, braucht keine 500 Watt Grafikkarte, sondern stabile 60 FPS und eine halbwegs ruhige Konsole unter dem Fernseher.
Die Konkurrenz im Wohnzimmer ist allerdings klar umrissen. Eine Xbox Series S mit 512-GB-SSD liegt aktuell bei etwa 379,99 US-Dollar, die digitale Edition der PlayStation 5 bei ungefähr 499,99 US-Dollar – nach Preiserhöhungen, die unter anderem mit Zöllen und gestiegenen Produktionskosten begründet werden. Darüber thront die PlayStation 5 Pro mit rund 749,99 US-Dollar und deutlich mehr Rohleistung. Wenn Valve ernsthaft mitspielen will, reicht es nicht, gegenüber einem selbstgebauten PC gut dazustehen, bei dem man Gehäuse, Netzteil, Kühllösung und Windows-Lizenz einzeln einrechnen muss. Die Steam Machine muss neben diesen Konsolen wie eine logische Alternative wirken: beim Preis, bei der Leistung und bei der wahrgenommenen Gesamtpaket-Qualität.
Daraus ergibt sich quasi eine unausgesprochene Regel: Die Steam Machine darf preislich nicht in die Nähe der PS5 Pro rutschen, sondern sollte gefühlt näher an Series S und Standard-PS5 liegen. Idealerweise schafft Valve die Kombination aus PS5-ähnlicher Spielerfahrung in vielen Titeln und einem Preisbereich, der eher nach Mittelklasse-Konsole als nach Luxus-Hardware aussieht. Dann wäre das Versprechen plötzlich sehr attraktiv: Konsolenkomfort mit Controller auf dem Sofa, dazu der komplette Steam-Katalog, regelmäßige Sales und – wo erlaubt – Mod-Support. Für viele PC-Spieler, die ihren Tower nicht ins Wohnzimmer schleppen wollen, wäre das eine naheliegende Lösung.
In der Enthusiasten-Szene sorgt genau dieser pragmatische Ansatz aber auch für Spott. In Foren liest man bereits Kommentare, die das Gerät als Schrott abstempeln und scherzhaft fordern, Valve hätte eine imaginäre AMD AI Max 395 einbauen sollen – also eine völlig übertriebene High-End-GPU, die es so gar nicht gibt. Hinter dem Witz steckt ein reales Spannungsfeld: Hardcore-PC-Fans vergleichen alles mit den stärksten Grafikkarten am Markt und erwarten technische Extreme, während Valve hier offensichtlich eher auf die breite Masse zielt, die lieber ein unkompliziertes Gerät unterm Fernseher hat als einen leuchtenden RGB-Turm neben dem Schreibtisch.
Aus strategischer Sicht wirkt Valves Kurs trotzdem sinnvoll. Durch die Wahl einer gehobenen Mittelklasse-Plattform kann das Gehäuse kompakter, der Lüfter leiser und der Stromverbrauch niedriger gehalten werden als bei vielen selbstgebauten Gaming-Rechnern. In einer echten Wohnzimmer-Umgebung zählt genau das: niemand will beim Serienabend das Gefühl haben, neben einem Föhn zu sitzen. Gleichzeitig orientiert sich Valve mit dem Fokus auf 1440p plus 4K-Upscaling an der Realität der Konsolenentwicklung, anstatt luftige Marketing-Versprechen zu verkaufen, die nur auf dem Papier funktionieren.
Am Ende wird der Erfolg der Steam Machine aber an einem ganz simplen Faktor hängen: dem finalen Preisschild. Liefert Valve ein Gerät, das im Alltag in die Nähe der PS5 kommt, beim Komfort mit den Konsolen mithalten kann und zusätzlich den Vorteil der riesigen Steam-Bibliothek mitbringt, könnte die Steam Machine tatsächlich zu einer festen Größe im Wohnzimmer werden – vorausgesetzt, der Preis landet näher an der Xbox Series S als an der PS5 Pro. Rutscht er dagegen zu weit nach oben, ohne die entsprechende Mehrleistung, droht die unangenehmste Nische des Marktes: ein System, das weder die beste Konsole noch der beste PC ist. Und genau dort möchte kein neues Stück Hardware freiwillig landen.